Öffentlicher Nahverkehr: Vias GmbH ist die Betriebsgemeinschaft
Mit einer Demonstrationsfahrt eines der Triebwagen, mit der sie die Strecke bedienen wird, hat sich am Mittwoch die Vias GmbH als neue Betreiberin der Odenwaldbahn vorgestellt. Es handelt sich bei diesem Unternehmen um nichts anderes als die Betriebsgemeinschaft, die Verkehrsgesellschaft Frankfurt (VGF) und Rurtalbahn im vorigen Jahr zunächst als Bieterkooperation gebildet haben, um den Schienenverkehr in der Region zu übernehmen.
Nun haben beide Mütter ihrem gemeinsamen Kind einen Namen gegeben, der sich aus dem lateinischen Via für Weg und einem S für Service zusammensetzt. Mit der Nachricht davon verbinden sie einen Überblick zum Stand der Vorbereitungen für die Übernahme des Bahnbetriebs anlässlich der Präsentation des Materials.
Das ist bekanntlich schon länger getauft: Wie vielfach berichtet, sollen ab dem Fahrplan- und Betreiberwechsel am 11. Dezember 22 Dieseltriebwagen der Marke Itino die Beförderung der Reisenden auf der Odenwaldbahn besorgen.
Vom Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) in Auftrag gegeben und bezahlt, stehen die Fahrzeuge innerhalb einer auf zehn Jahre ausgelegten Gesamtvereinbarung zur Finanzierung des Bahnbetriebs auf der Odenwaldstrecke der Vias zur Verfügung. Dabei zeichnet das neu gebildete Unternehmen für die Funktion der Beförderung verantwortlich, namentlich mit Christian Lambrecht und Herbert Häner, seinen beiden gleichberechtigten Geschäftsführern.
Vom Mutter-Firmensitz indes wollte sich der Odenwälder Bahnbetrieb offenbar nicht trennen; jedenfalls residiert er weiter in Frankfurt. Wert legen die Verantwortlichen aber darauf, dass sie mit Betriebsbüro und Werkstatt am Hammerweg in Michelstadt in der Region präsent sind. Rund 50 Mitarbeiter wird das Unternehmen nach eigenen Angaben in den Zügen und um deren Verkehr herum beschäftigen, davon 30 Lokführer.
Wie berichtet, geht die Werkstatt in Michelstadt auf eine Eigeninitiative des ortsansässigen Verkehrsunternehmens Wissmüller zurück, das die neue Betriebswerkstatt baut. Nach Angaben der Vias kann sie die Anlage im Dezember pünktlich anmieten und in Betrieb nehmen. Mit dieser Aussage tritt das Unternehmen skeptischen Stimmen entgegen, die eine rechtzeitige Arbeitsfähigkeit der Werkstatt in Zweifel zogen und teure Auftragsvergaben an die Bahn prophezeiten.
Kritiker warnen zudem vor einer verzögerten Komplettierung des Fahrzeugparks und einem zu geringen Beförderungspotenzial. Anhaltspunkte dafür indes gab die Vias bei ihrer Präsentation ebenfalls nicht preis. Statt dessen bekannte sich die Geschäftsleitung ausdrücklich zur künftigen Rolle der Firma als „Rückgrat des Öffentlichen Personen-Nahverkehrs in weiten Teilen der Landkreise Darmstadt-Dieburg, Odenwald und Offenbach“ mit 33 Bahnhöfen und fünf Linien.
Befähigt sieht sich Vias durch die Kompetenz der Verkehrsgesellschaft Frankfurt als größter Verkehrsdienstleister Hessens mit sieben U-Bahn-, acht Straßenbahn- und 51 Omnibuslinien und insgesamt 153,1 Millionen Fahrgästen pro Jahr sowie der Rurtalbahn als Betreiber von Schienenverbindungen rund um Düren mit eigenen Fahrzeugen und eigener Infrastruktur.