Verkehrsplanung: Stadt Babenhausen muss nach Insolvenz der First Rail Property nun wieder mit der Bahn verhandeln
Die Zukunft des Babenhäuser Bahnhofs bleibt weiter ungewiss. Vor kurzem erhielt die Stadt ein Schreiben von der Bahn, in dem das Unternehmen mitteilte, dass das Bahnhofsgebäude und der Vorplatz wieder an die konzerneigene Immobilien-Tochtergesellschaft zurückfalle. Ein Rückschlag, denn eigentlich wollte die First Rail Property den Bahnhof übernehmen und wiederbeleben. Tickets sollten dort wieder verkauft werden, Gastronomie einziehen. Auch hatte sich der Magistrat erhofft, den Bahnhofsvorplatz in Kooperation mit der Gesellschaft aus Mörfelden-Walldorf umgestalten zu können. Schon im Januar 2002 wurde dazu ein Konzept in der Stadtverordnetenversammlung verabschiedet. Durch die Insolvenz der First Rail Property wird aus den Plänen erstmal nichts, ähnlich wie in Bickenbach und Zwingenberg (wir berichteten).
„Wir fühlen uns hier wie auf einem Verschiebe-Bahnhof. Da wird nur rangiert. Aber es geht nichts vorwärts", kommentiert der Babenhäuser Bürgermeister Reinhard Rupprecht (CDU) die Hiobsbotschaft. „Wir kommen uns wirklich vor wie ein Hamster im Laufrad. Jetzt beginnt alles von vorne für die Stadt, die seit Jahren auf die Modernisierung des Bahnhofs drängt“, so der Bürgermeister, der sich über die verlorene Zeit ärgert, über nutzlose Gespräche und Verhandlungen.
Verhandeln will die Bahn laut Sprecher Oliver Gutheil aber weiterhin. „Es gibt ein Schreiben, in dem die Stadt Interesse an dem Bahnhofsgebäude bekundet“, erklärt Gutheil, „bei den Verhandlungen geht es für uns erstmal darum, der Stadt das Gebäude zu verkaufen.“ Rupprecht relativiert allerdings die Aussage des Bahnsprechers. „Es gibt kein Interesse, das Gebäude zu kaufen“, sagt er. Richtig sei, dass der Magistrat vor etwa einem Jahr, als die Bahn über eine Übernahme mit der First Rail Property verhandelte, anfragte, was denn der Bahnhof kosten würde. Eine Antwort hat die Stadt allerdings bis heute nicht erhalten. „Uns geht es eigentlich um den Vorplatz“, sagt Rupprecht.
Die Stadt wünsche einen Bike-and-ride-Parkplatz, also einen Platz zum Abstellen von Fahrrädern, außerdem einen Durchbruch unter dem Gleisdamm in Richtung Ortsdurchfahrt der B 26 damit dort ein Park-and-ride-Parkplatz errichtet werden könne. Die Finanzierung soll mit Geldern vom Regionalen Nahverkehrsverband, vom Land und auch mit städtischen Anteil erfolgen. „Die Planungen für die Parkplätze für die Autos und Fahrräder liegen längst vor, auch für die Neugestaltung des Bahnhofsumfeldes bis hin zum Bismarckplatz“, so der Bürgermeister.
Auch die Pläne für den Anschluss der Hermann-Stotz-Straße sind in der Schublade. Aber die Bahn müsste endlich die Weichen auf „freie Fahrt“ stellen. „Wir brauchen keinen Antrag auf Zuschüsse zu stellen, wenn wir nicht über die Flächen verfügen können“, sagt Bauamtsleiter Reiner Walf. Über den Durchstich zur B 26 muss Babenhausen zudem mit einer anderen Bahntochter verhandeln, dafür ist die Immobiliengesellschaft des Konzerns nicht zuständig. Wie von der DB „Station & Service“ in Darmstadt zu erfahren war, plant die Bahn immerhin auf dem Babenhäuser Bahnhof den Einbau zweier Lifte und die Anhebung der Bahnsteige zur Erleichterung des Ein- und Aussteigens aus den Zügen. Im kommenden Jahr sollen die Planungen im Zuge der Modernisierung der Odenwaldbahn beginnen. Bis 2008 sollen die Arbeiten abgeschlossen sein. Der Durchstich in Richtung Ortsdurchfahrt der B 26 sei dann Sache der Stadt, so die Auskunft aus Darmstadt.
Nach derzeitigem Stand der Dinge müssen sich die Babenhäuser wohl wieder auf eine längere Wartezeit für die Umgestaltung des Bahnhofsvorplatzes und die Wiederbelebung des Gebäudes einstellen. Geld, um den Bahnhof zu kaufen, hat die Stadt nicht.
So bleibt der Verkehrsknotenpunkt weiter auf dem Abstellgleis, während der etwa 15 Kilometer westlich gelegene Dieburger Bahnhof, der einst zur gleichen Zeit wie der Babenhäuser angelegt worden ist, in den vergangenen fünf Jahren mit Millionenaufwand zu einem ländlichen Muster-Bahnhof herausgeputzt wurde: mit Lifts, angehobenen Bahnsteigen, Park-and-ride-Parkplätzen und einer neuen Fahrrad-Abstelle, wobei sich Land, Stadt und Verkehrsträger finanziell engagierten.