Nahverkehr: Der Bau des Fahrwegs ab Trautheim verzögert sich weiter, weil das Geld fehlt – Dadina beklagt Verspätungen – Gesamtprojekt kostet 2,15 Millionen Euro
Pendler, die aus Ober-Ramstadt oder Mühltal mit Linienbussen nach Darmstadt fahren, haben sich wohl schon dran gewöhnt: Ihr Bus kommt verspätet an. Regelmäßig steht er im Stau. „Es gibt keine Fahrplansicherheit“, beklagt der Geschäftsführer der Darmstadt-Dieburger Nahverkehrsorganisation (Dadina), Matthias Altenhein. Eine Busspur zwischen Trautheim und der Haltestelle Böllenfalltor in Darmstadt und Vorrangschaltungen für Busse seien die einzigen Möglichkeiten, Abhilfe zu schaffen. Seit Jahren gibt es dafür Planungen. Ihre Umsetzung wird immer wieder aufgeschoben: Weil Darmstadt kein Geld dafür hat, ist das 2,15 Millionen Euro teure Projekt blockiert.
Vorgesehen ist eine eigene Busspur in der Mitte der Bundesstraße 449. Auf ihr sollen die Busse morgens schneller in die Stadt und abends schneller in den Landkreis vorankommen. Weil der dabei asphaltierte Randstreifen wegfällt, ist ein Rad- und Fußweg am Südrand der Fahrbahn vorgesehen. 1,5 Millionen Euro kosten die Bauarbeiten. Den größten Anteil davon übernimmt der Bund. Darmstadt müsste 400 000 Euro aufbringen, Mühltal 180 000 Euro.
„Für uns ist die Busspur wichtig. Das Geld steht bereit“, sagt Mühltals Bürgermeister Gernot Runtsch (SPD). „Grundsätzlich sinnvoll“ ist das Vorhaben auch aus der Sicht des Abteilungsleiters Verkehrsentwicklung in Darmstadts Straßenverkehrsamt, Norbert Stoll: „Das würde ’ne ganze Menge bringen.“ Das notwendige Geld sei dennoch nicht da. Mit Blick auf die Haushaltskonsolidierung seien die Schwerpunkte aber anders gesetzt: der Bau des Darmstadtiums, die Planung der Nordostumgehung haben Vorrang. Der im vergangenen Jahr von Stadtrat Klaus Feuchtinger (Grüne) gegenüber dem ECHO angekündigte Versuch, die Finanzierung im Doppelhaushalt 2005/06 vorzusehen, ist längst gescheitert. Laut Stoll bestehe aber die Chance für den Etat 2007/08.
Die Pendler müssen sich also in Geduld üben. Mühltals Bürgermeister Runtsch schlägt deshalb vor, wenigstens die Vorrangschaltungen zu installieren, um Linienbussen einen Vorteil gegenüber dem anderen Verkehr zu bieten. Unterstützung bekommt er von Dadina-Geschäftsführer Altenhein. „Es wäre sinnvoll, diese erste Stufe vorzuziehen.“
Aber auch dieser Alternativplan ist offenbar nicht so schnell umzusetzen. Denn die Vorrangschaltung ist nur dann machbar, wenn parallel dazu der ebenfalls geplante Radweg entlang der B 449 zwischen dem Ortsteil Trautheim und der Kreuzung mit der B 426 in Nieder-Ramstadt gebaut wird. „An bestimmten Abschnitten muss für die Ampelanlagen und die Radwege gearbeitet werden. Beides hängt deshalb zusammen“, sagt Altenhein. Die Kosten würde der Bund komplett übernehmen. Nach seinen Informationen wolle das Amt für Straßen- und Verkehrswesen (ASV) in Darmstadt noch in diesem Jahr das Baurecht für den neuen Radweg schaffen.
Das bestätigt ASV-Chef Fred Nerschbach auf ECHO-Anfrage. Dennoch steht der Radwegebau nicht ganz vorne auf dem Arbeitsplan des Amtes. Denn auch dort gibt es andere Prioritäten. Die gelten dem Radweg entlang der im Bau befindlichen Mühltaler Umgehungsstraße. „Wenn wir bald das Baurecht für den Weg im Abschnitt Kühler Grund haben, beginnen wir 2006 dort“, sagt Nerschbach. Das Vorhaben an der B 449 müsse dann warten. Beide Wege gleichzeitig anzulegen, sei nicht möglich: „Eine Baustelle auf jeder Bundesstraße können wir uns verkehrlich nicht erlauben.“