Nachtfahrverbot für Lastwagen trifft auf breite Zustimmung
Wissenschaftler setzen bei Diskussion „Fein aus dem Staub“ auf ein Bündel von Schritten gegen Luftbelastung
Bei der Podiumsdiskussion des Agenda-Büros zum Thema Feinstaub haben die meisten Beteiligten den Aktionsplan bejaht. Herrschte beim Nachtfahrverbot Einigkeit, erregte die Nordostumgehung Widerspruch.
Kaum hatte Städteplanerin Giesela Stete, die den Verkehrsentwicklungsplan (VEP) der Stadt begleitet, die Nordostumgehung zur Sprache gebracht, meldete sich eine der Besucherinnen der Diskussionsveranstaltung „Fein aus dem Staub“ am Samstag zu Wort. „Der Ausdruck Nordostumgehung ist beschönigend – das ist eine Stadtautobahn nach dem Modell der 70er Jahre.“ Die Umfahrung werde einen Riesenschaden anrichten, sagte die Frau in der Turnhalle des Ludwig-Georgs-Gymnasium. Nicht nur, dass das Grün im Bürgerpark, Oetinger Park und der Buchsbaumanlage wegkomme, die Straße werde überdies keine Entlastung für den Verkehr in der Stadt bringen, sondern neuen anziehen.
Stete wies die zurück: „Die Umgehung mildert den Verkehr, unter anderem auf dem Rhönring und den aus dem Odenwald zu Merck.“ Zuvor hatte Stete den Aktionsplan gegen Feinstaub bekräftigt. Sie schloss sich jedoch den Vorrednern an, dass nur ein Bündel von Schritten dafür sorgen könne, die Belastung in der Stadt zu senken. Im Verkehrsentwicklungsplan zähle unter anderem ein Ausbau des Öffentlichen Personennahverkehrs und des Radwegenetzes dazu.
Der Aktionsplan gegen Feinstaub sieht ein generelles Nachtfahrverbot in der City für Lastwagen vor. Tagsüber sind von dem Durchfahrverbot Lastwagen ausgenommen, die aus der Stadt oder dem Landkreis kommen. Hintergrund ist: Die Messstation des Hessischen Landesamts für Umwelt und Geologie hat in der Hügelstraße in diesem Jahr bereits 41 Überschreitungen des von der EU festgelegten Grenzwerts verzeichnet – 35 sind erlaubt.
Abgesehen von kritischen Zwischenfragen zur Nordostumgehung herrschte weitgehend Konsens. Der Gießener Umweltmediziner Thomas Eikmann stellte die durch Feinstaub verursachten Gesundheitsgefahren dar, besonders für die Atemwege und bis hin zu einem erhöhten Herzinfarktrisiko. Hinrich Helms vom Heidelberger Institut für Energie und Umweltforschung erläuterte, dass der Ausstoß von Rußpartikeln noch immer relativ hoch sei, hingegen sei der von Kohlenmonoxid in den vergangenen Jahren deutlich reduziert worden. Er befürwortete die mit dem Aktionsplan einhergehenden Straßensperrungen. Doch auch er forderte ein Maßnahmen-Paket. „Es lassen sich leicht Schilder aufstellen, aber ob sich wirklich auch jemand daran hält?“
Größter Verursacher ist Verkehr
Umweltdezernent Klaus Feuchtinger (Grüne) unterstrich, das Umweltlandesamt habe ermittelt, dass 46 Prozent der Feinstaubbelastung in Darmstadt durch Straßenverkehr verursacht seien und nur drei Prozent durch Heizungen und acht Prozent durch die Industrie. Er wendete sich damit gegen Vorwürfe von CDU und Industrie- und Handelskammer. Diese hatten kritisiert, das Nachtfahrverbot sei überzogen.