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19.07.2005

Quelle:Darmstädter Echo

Weniger Staus durch perfekte Planung

Zukunftswerkstatt: Leitfaden für verbindliche Verkehrsmanagementpläne – Abstimmungsprozess mit Nachbarkommunen – Beispiel Offenbach

Obwohl die Benzinpreise steigen und die Einkommen sinken, wird sich der Autoverkehr – zumindest in den Ballungsräumen – in Zukunft keineswegs verringern. Davon sind die Straßen- und Städteplaner überzeugt. Verkehr bedeutet Mobilität, aber auch ihr Gegenteil: Staus. Verkehr ist mit Lärmbelästigung und Luftverschmutzung verbunden, die nach EU-Vorgaben bestimmte Grenzwerte nicht überschreiten dürfen.

Da eine Ausweitung des Straßennetzes kaum noch möglich ist, sollen die Verkehre verträglicher gestaltet werden. Das heißt: Sie müssen zielorientiert gelenkt und aufeinander abgestimmt werden. Das Instrument, mit dem dies erreicht werden soll, heißt: Verkehrsmanagementplan.

Einen Leitfaden dafür erarbeiteten am Donnerstag rund 50 Planungsexperten im „Haus der Geschichte“. Bei dieser „Zukunftswerkstatt Darmstädter Dialog“ unter Leitung von Professor Manfred Boltze (Fachgebiet Verkehrsplanung und Verkehrstechnik mit Zentrum für integrierte Verkehrssysteme an der TU Darmstadt) wurden Managementpläne vorgestellt. Dazu eingeladen hatten das Hessische Verkehrsministerium, die TU und der Förderverein für integrierte Verkehrssysteme.

Pläne gibt viele – Verkehrsentwicklungsplan, Nahverkehrsplan, Parkraumbewirtschaftung, Radwegenetze – doch sie sind bisher noch nicht ausreichend miteinander vernetzt. Bekannte und neu zu erhebende Verkehrsdaten sollen dazu beitragen, Restkapazitäten im Verkehrsnetz aufzuspüren und auf problematische Situationen schnell zu reagieren.

Fallen zum Beispiel an einer großen Darmstädter Kreuzung die Ampeln aus oder wird sie durch Unfallfahrzeuge blockiert, soll ein vorbereiteter SOS-Plan in Kraft treten: Der Verkehr entwirrt sich auf vorher festgelegten Strecken. Planer nennen das Prinzip „Steuern der Ersatzverkehre“. Für jede große Kreuzung müsste es Umleitungsalternativen geben, um Staus mit ihren hohen volkswirtschaftlichen Kosten und Umweltbelastungen zu verringern.

Bestandteile der Verkehrsmanagementplanung sollen unter anderem die Aktionspläne zur Einhaltung der EU-Grenzwerte für Luftverschmutzung und Lärm sein. Hier gilt es, im Einzelnen abzuwägen, ob Verkehrsströme gebündelt oder gestreut werden sollen oder ob der motorisierte Individualverkehr durch Parkgebühren, eventuell auch Straßenbenutzungsgebühren, Fahrradwege und Verbesserung des ÖPNV-Angebots in bestimmten Gebieten ausgebremst werden kann.

Der Verkehrsmanagementplan soll verbindlich und regional vernetzt sein. Er setzt Abstimmungsprozesse mit vielen Beteiligten voraus. Manche Kommunen haben damit bereits begonnen, etwa Frankfurt, das sich schon seit zwei Jahren auf die Verkehrsströme zur Fußballweltmeisterschaft 2006 vorbereitet. Oder auch Offenbach mit seinen 117 000 Einwohnern. Auf 1000 kommen rechnerisch 478 Pkw. Der noch ausbaufähige ÖPNV-Anteil liegt bei 17 Prozent.

Offenbach versucht seit Dezember 2004, Angebot und Nachfrage in Balance zu bringen. Davon gab Joachim Bier-Kruse am Donnerstag einen anschaulichen Werkstattbericht. Der Verkehrsmanagementplan sei das Dach vieler Einzelplanungen. Ein Lenkungskreis, ein Projektteam, Arbeitskreise und über 30 betroffene Organisationen, darunter Schulen, Behindertenvereine und Polizei, prüfen, wie sie die gesteckten Ziele erreichen können.

Von solchen Steuerungsmaßnahmen – wie sie auch in der Produktion und auf dem Dienstleistungssektor üblich sind – versprechen sich die Straßenplaner eine stärkere Nutzerorientierung und größere Effizienz. Dies werde die Kosten bei weitem aufwiegen.

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