Straßenbahn: Alsbach-Hähnlein berät über Nahverkehrsprojekt – Gemeinde muss eine Million Euro übernehmen
Das Projekt hat eine lange Vorgeschichte: Schon in den siebziger und achtziger Jahren diskutierten Gemeindevertreter und Verkehrsverbände über eine Verlängerung der Straßenbahnlinie 8 vom Beuneweg bis zur Melibokusschule in Alsbach. Das Planfeststellungsverfahren erlangte jedoch nie letzte Reife. Es war eine Zeit des Umbruchs, die Heag forderte eine finanziellen Beteiligung nach dem Prinzip, wer bestellt, muss auch bezahlen.
Inzwischen steht das Vorhaben wieder auf der Tagesordnung. Seine Umsetzung ist sogar greifbar wie nie zuvor. Ob es soweit kommt, scheint jedoch fraglich. Doch die Diskussion hat erst begonnen. Mit einer schnellen Entscheidung ist nicht zu rechnen. „Die Gemeinde Alsbach-Hähnlein muss sagen, ob das Projekt gewollt ist“, sagt der Geschäftsführer der Darmstadt-Dieburger Nahverkehrsorganisation (Dadina), Matthias Altenhein. Eine von der Dadina in Auftrag gegebene Nutzen-Kosten-Untersuchung sieht die Verlängerung als „sehr sinnvoll“ an. Sie geht von 300 zusätzlichen Fahrgästen pro Tag (derzeit 900) aus. Und, was noch wichtiger ist, die Maßnahmen sind zuwendungsfähig. Es kann mit Zuschüssen nach dem Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (GVFG) gerechnet werden.
Dennoch schrecken viele Gemeindevertreter die in den Raum gestellten Zahlen. „Eine Million Euro für 800 Meter können wir uns einfach nicht leisten. Vielleicht in zehn Jahren wieder“, sagt Silke Müller von den Freien Wählern, die nicht länger über das Projekt diskutieren wollen. Der selben Ansicht ist die CDU. „Wir wollen den Antrag nicht mehr. Die Kosten sind zu hoch“, erläutert Harold Blümler. SPD und Initiative Umweltschutz (Iuhas) stehen dem Projekt zumindest nicht ablehnend gegenüber, sie fordern jedoch weitere Informationen. Auf 4,5 Millionen Euro sind die Gesamtkosten geschätzt. Das Land Hessen trüge laut Altenhein rund drei Millionen, die Dadina übernehme etwa 400 000 Euro. Den Rest müsste Alsbach-Hähnlein aufbringen.
Sorgenfalten treibt den Kommunalpolitikern auch der jährlich wiederkehrende Betriebskostenzuschuss auf die Stirn. Der beläuft sich nach aktuellen Schätzungen auf etwa 20 000 Euro. „Über die Finanzierung müssen wir uns Gedanken machen“, sagt Bürgermeister Reinhard Wennrich in einer Sitzung des Bauausschusses. Der Gemeindevorstand bekennt sich zu dem Projekt.
Die Situation im Nahverkehr will auch die SPD verbessern. Die Verlängerung bis zur Melibokusschule ist nach ihrer Meinung jedoch „grenzwertig“, wie es Jürgen Götz ausdrückte. Er forderte eine genaue Betrachtung, wie die vorhandenen Parallel-Linien von Bahn, Straßenbahn und Bus besser verknüpft werden können und brachte eine Verschwenkung der Trasse zum Bahnhof in der Sandwiese ins Gespräch. Dem Betriebskostenzuschuss verweigere die SPD die Zustimmung.
Der Anteil der Gemeinde daran dürfe „kein Fass ohne Boden werden“, sagte auch Christel Fleischmann von der Initiative Umweltschutz (Iuhas). Er forderte genauere Untersuchungen, denn aufgrund der vorliegenden Untersuchung sei „nicht klar, was wir bekommen.“ Der Ausschuss beschloss, dass ein Verkehrsfachmann demnächst hierzu Erläuterungen geben soll. Bedacht werden müsse laut Fleischmann zudem, dass die Trasse das einzig noch mögliche neue Baugebiet Alsbachs durchschneiden würde.
Auch einige Anlieger des künftigen Schienenstrangs meldeten sich zu Wort. Sie kritisierten die mangelnde Verständlichkeit der Untersuchung und bezweifelten den Nutzen des Projektes für die Gemeinde. Kommt es zu einer Umsetzung, verlieren sie eine ordentliche Parzelle ihres Gartens. Bislang wurde das Trassengelände für eine Pacht von einem Euro von der Heag überlassen.