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07.02.2006

Quelle:Darmstädter Echo

Radfahrer-Spur am City-Ring?

Verkehr: Entwicklungsplan wird nach rund vierjähriger Arbeit vorgestellt – Projekte für insgesamt 164 Millionen Euro

Der Ausbau einer „Westrand-Erschließungsstraße“ von der Gräfenhäuser Straße bis zur Hilpertstraße, eine neue Verkehrsführung am City-Ring sowie auf den Nord-Süd-Achsen Donnersbergring/Hindenburgstraße und Heidelberger-/Neckarstraße, eine Neuaufteilung der Heidelberger Straße im Bereich Bessungen und die Einrichtung einer „Verkehrsmanagement-Zentrale“ sind Kernbestandteile des Verkehrsentwicklungsplans für Darmstadt. Alle genannten Maßnahmen werden als „Projekte mit hoher Dringlichkeit“ eingestuft. Der in einem rund vierjährigen Diskussionsprozess erarbeitete Verkehrsentwicklungsplan soll heute im Verkehrsausschuss des Stadtparlaments vorgestellt werden.

Formuliert wurde der Plan von den Fachbüros Stete-Planung (Darmstadt) sowie Habermehl und Follmann (Rodgau). An der Diskussion in insgesamt neun Sitzungen des Forums Verkehrsentwicklungsplan seit 2001 beteiligten sich Vertreter aus Bürgerschaft, Verbänden, Verkehrsbetrieben, Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Verwaltung.

Die geplante Westrand-Erschließungsstraße soll die bislang über die Kasinostraße geführte Nord-Süd-Durchgangsstraße B 3 an den Stadtrand verlegen. Im Bereich zwischen Rheinstraße und Hilpertstraße ist der Ausbau bereits beschlossene Sache. Neben dem als besonders dringlich eingestuften Ausbau Richtung Norden bis zur Gräfenhäuser Straße findet sich der Ausbau im Süden bis zur Eschollbrücker Straße im Verkehrsentwicklungsplan unter der Rubrik „Projekte im weiteren Bedarf“.

Für Aufregung und Proteste betroffener Bürger hatten im vergangenen Jahr Überlegungen der Planer zur Neuordnung des Verkehrsflusses im östlichen Teil des City-Rings gesorgt. Zur Entlastung des Bereichs Kirchstraße/Holzstraße an der Stadtkirche war eine Osterweiterung des City-Rings über Nieder-Ramstädter Straße, Teichhaus- und Landgraf-Georg-Straße erwogen worden. Dagegen hatten Anwohner mehr als 100 Unterschriften gesammelt.

Die Verlagerungspläne sind noch nicht vom Tisch. Als Ziel gilt insbesondere, Kirch- und Holzstraße für Radfahrer attraktiver zu machen – nicht zuletzt, um durchfahrende Radfahrer aus der Fußgängerzone herauszuhalten. Von einer Ostverlagerung des Autoverkehrs ist im Verkehrsentwicklungsplan aber nicht mehr ausdrücklich die Rede.

Es seien „alternative Grundsatzlösungen“ entwickelt worden, heißt es dort; vor einer Entscheidung seien „detaillierte Wirkungsuntersuchungen erforderlich“. Das gleiche gilt für die im Forum erörterte Einbahnstraßenregelung auf den Hauptverkehrsachsen Heidelberger-/Neckarstraße (Nordrichtung) und Hindenburgstraße/Donnersbergring (Südrichtung) sowie für die Neuaufteilung der Heidelberger Straße in Bessungen, wo Radfahrer und Fußgänger mehr Raum erhalten sollen (dazu die Grafik).

Weiterhin soll ein Parkleitsystem eingeführt werden – allerdings zunächst in einer „Light“-Version mit statischen Hinweisschildern auf Parkhäuser und Angabe der insgesamt vorhandenen Stellplatzzahl. Ein dynamisches System mit Wechselanzeigen der aktuell freien Plätze wird als Fernziel genannt.

Der Verkehrsentwicklungsplan spricht sich ausdrücklich für den weiteren Ausbau des Öffentlichen Nahverkehrs aus und empfiehlt auch die Förderung des Fuß- und Fahrradverkehrs: „Das Fahrrad ist in einem Entfernungsbereich von vier Kilometer bei ebener Topographie das ideale Verkehrsmittel.“ So sollen neben Lückenschlüssen im Radwegenetz auch verstärkt Tempo-30-Regelungen eingeführt werden: genannt werden für die nähere Zukunft Dolivostraße, Karlstraße, Klappacher Straße, Messeler Straße und Dieburger Straße, außerdem Pfungstädter Straße, Oberstraße und Mühltalstraße in Eberstadt.

Die Gesamtkosten für die Umsetzung der Einzelmaßnahmen werden mit mindestens 164 Millionen Euro veranschlagt, von denen die Stadt mindestens 86 Millionen übernehmen müsse. Der Plan solle, so heißt es ausdrücklich, „keine fertige Gesamtlösung liefern, sondern soll Handlungsspielräume belassen, die in einem Entwicklungs- und Diskussionsprozess über die nächsten zehn Jahre ausgefüllt werden“. Stadtkämmerer Wolfgang Glenz, so war aus dem Magistrat zu hören, habe alle erwünschten Einzelmaßnahmen mit einem Finanzierungsvorbehalt versehen.

Der Verkehrsentwicklungsplan wird heute Abend im Verkehrsausschuss des Stadtparlaments vorgestellt. Die öffentliche Sitzung beginnt um 17 Uhr im Großen Sitzungssaal der Bauverwaltung, Bessunger Straße 125.

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