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19.01.2006

Quelle:Schweriner Volkszeitung

Rostock-Fahrschein kaum umsetzbar

Linkspartei.PDS lud zur Diskussion zum Nahverkehrsticket - Experten mehr als skeptisch

Ein Nahverkehrsticket für alle Rostocker heißt eine Idee der Linkspartei.PDS. Damit sollen Busse und Bahnen attraktiver und bezahlbarer sowie die Straßen und der Haushalt entlastet werden. Experten sehen dafür kaum Chancen.

Mit ihrer ersten Frage sah Maren Haase für die PDS die Idee noch bestätigt. Grundsätzlich begrüßten alle geladenen Experten die Idee, den Nahverkehr durch ein solches Rostock-Ticket zu stärken. Es sei unbestritten, dass die Nutzung von Bussen und Bahnen zunehmen würde und auch eine Entlastung der Straßen die Folge wäre, stellt Jan Prillwitz vom Umweltforschungszentrum Leipzig fest. Dem konnten RSAG-Vorstand Jochen Bruhn und auch Günter Gladisch für den Verkehrsverbund Warnow nur zustimmen. Andreas Schmidt vom städtischen Agenda-Arbeitskreis sieht zudem noch einen positiven Effekt für die Umwelt.

Als Maren Haase aber die Frage nach der Realisierung und nach rechtlichen Aspekten stellte, war schnell klar, dass ein solcher Fahrschein für alle Rostocker kaum umzusetzen ist. Günter Gladisch wies auf das kommunale Abgabengesetz hin, nach dem ein solches "Zwangsticket" zumindest fragwürdig sei. Problematisch sei auch der Umgang mit Pendlern aus dem Umland und Touristen. Die rechtlichen Bedenken teilte auch Bruhn, der den mühsam errungenen Verbundtarif für die Region in Gefahr sieht, wenn die Hansestadt einen Alleingang macht. Als Kaufmann kann der RSAG-Vorstand der Idee der PDS auch nicht folgen. Da weiter Tickets verkauft werden müssten, ließe sich beim Vertrieb nicht sparen, und mehr Nutzer hat auch zur Folge, dass neue Fahrzeuge teuer gekauft werden müssten. Möchte die Stadt nicht nur den Nahverkehr stärken, sondern gleichzeitig den Haushalt entlasten, müsste jeder Einwohner, so eine grobe Rechnung, den Preis der heutigen Monatskarte bezahlen. Der liegt ab Februar bei 45 Euro. "Das Ganze ist eine interessante Idee, aber es funktioniert so nicht. Das ist kaufmännisch nicht umsetzbar und nicht kommunizierbar", sagt Jochen Bruhn. Andreas Schmidt hält aus Gerechtigkeitsgründen ein solches Ticket nicht für realistisch. Schließlich könne niemand zum Bezahlen einer Leistung gezwungen werden, die er gar nicht will. Zumindest Hauke Juranek warf die Frage ein, ob die Vorteile einer kompletten Subventionierung des Nahverkehrs die Nachteile nicht sogar aufwiegen.

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