Zurück

09.12.2004

Quelle:Darmstädter Echo

Kommentar: Jenseits des Klagens

Wenn die Bürger bei Missständen innerhalb ihrer Stadt nach der Politik rufen, haben sie vollkommen recht. Denn Politiker werden von den Bürgern gewählt und bezahlt, um für möglichst gute Lebensbedingungen zu sorgen.Das gilt auch mit Blick auf die Luftverschmutzung, die in Darmstadt laut den in der Hügelstraße gemessenen Werten hessenweit am höchsten ist.

Wenn die Bürger wegen der sie umgebenden Luftverschmutzung gegenüber der Stadt klagen, haben sie nun mehr Recht denn je, denn die im Januar greifende EU-Verordnung zur Verbesserung der Luftqualität gibt ihnen da ein ganz neues juristisches Instrument an die Hand.

Allerdings gibt es hier ein Problem: Die vermeintlichen Kläger sind in der Regel zugleich auch Mittäter. Denn der Hauptluftverschmutzer ist und bleibt der motorisierte Verkehr, und der wird von allen produziert – die verschwindend wenigen, die ausschließlich Rad fahren, einmal ausgenommen. Und die Frage hier ist etwa: Kann ein Familienvater mit einem schwer asthmakranken Kind die Sperrung seiner Wohnstraße für den Verkehr verlangen, wenn er gleichzeitig zwei Autos unterhält?

Nein, kann er nicht. Daher ist Umdenken angesagt. Wer von besserer Luft umgeben sein will, muss einen größeren Beitrag leisten, als gegenüber der Stadt zu klagen. Bürger haben vollkommen Recht damit, zum Beispiel den Ausbau des Bus-, Bahn- und Radnetzes zu verlangen. Aber sie müssen es auch nutzen. Sonst ändert sich an der schlechten Luft gar nichts. Und dann ist spätestens bei einer Vollsperrung der Innenstadt wie in London das allgemeine Klagen groß.

Kurz-URL:

Link teilen: Quelle twittern 

Zurück