Millionen-Verluste und die Konkurrenz durch private Unternehmen zwingen städtische Verkehrsgesellschaft zu Lohnabsenkungen
Die Heag mobilo spürt harten Wind: Die städtische Verkehrsgesellschaft muss weiter die Kosten senken, um mit privaten Verkehrsunternehmen konkurrieren zu können und ihr Defizit von 20 Millionen Euro zu verringern. Neu eingestellte Mitarbeiter erhalten zwischen 20 und 30 Prozent weniger Lohn.
"Die Lage ist ernst, aber wir sind so aufgestellt, dass wir wettbewerbsfähig sind", resümiert Harald Fiedler, Vorsitzender der Geschäftsführung der Heag mobilo. Obwohl das Straßenbahnschienennetz mit der Neubaustrecke nach Kranichstein um mehr als zehn Prozent gewachsen ist und eine Erweiterung nach Arheilgen ansteht, muss Geschäftsführer Matthias Kalbfuss einräumen: "Wir drehen seit Jahren an der Kostenschraube und wir werden künftig unsrere Kosten weiter spürbar senken müssen." Das trifft auch die 391 Mitarbeiter der Heag mobilo. Werden die bisherigen Beschäftigten weiterhin nach Tarifvertrag bezahlt, erhalten Neueingestellte seit Januar um 20 bis 30 Prozent geringere Gehälter.
Mit der Neustrukturierung des Heag-Konzerns seit Beginn dieses Jahres und der damit verbundenen Ausgliederung des Fahrbetriebs sieht sich Heag mobilo einem verschärften Wettbewerb ausgesetzt. Die Gesellschaft spürt die Konkurrenz durch private Verkehrsunternehmen. Zudem hat sie ein jährliches Defizit von 20 Millionen Euro auszugleichen. Mehr als die Hälfte davon trägt die Heag-Mutter aus Überschüssen, den Rest gleichen Stadt und Landkreis aus.
Die für den Betrieb der 28 Bus- und neun Straßenbahnlinien in Darmstadt zuständige Gesellschaft muss sich den gesetzlichen Vorgaben der Europäischen Union (EU), andererseits den hessischen Wettbewerbsrichtlinien für den Öffentlichen Personennahverkehr beugen. Die EU verlangt, dass sich Verkehrsbetriebe immer wieder neu bewerben müssen, die Hessische Gemeindeordnung allerdings bindet städtische Unternehmen an die Region. Fiedler: "Man sagt uns, geht mal in den Wettbewerb, aber auf der anderen Seite hält man uns gefesselt und geknebelt. Die Verkehrsunternehmen werden durch die Vorgaben aus Brüssel und Wiesbaden in Frage gestellt."
Trotz aller Probleme steckt Heag mobilo den Kopf nicht in den Sand. Die Gesellschaft hat 18 neue Niederflur-Straßenbahnen für das Jahr 2007 bestellt. Mit diesen erhöht sich der Niederfluranteil auf 90 Prozent. Die neuen Triebwagen kosten 39 Millionen Euro. Im Gegensatz zu anderen Bundesländern hat Hessen Mittel der Fahrzeugförderung im ÖPNV gestrichen, so dass Heag mobilo die Wagen erstmals in voller Höhe aus eigener Tasche zahlen muss.
Neue Anzeigetafeln
Weitere 3,5 Millionen Euro investiert die Gesellschaft in die Umstellung von analoger auf digitale Funkübertragung. Durch die neue Technik erhöht sich der Service auch für Kunden: künftig können damit bis zu 200 dynamische Fahrgastinformationsanzeigen betrieben werden. Bisher stehen von diesen 20 an Haltestellen mit hohem Umsteigeaufkommen.