Verkehrsforum für Einbahn-Regelung, Osterweiterung des City-Rings und Neuordnung in Bessungen
Handfeste Änderungen für den Autoverkehr in Darmstadt zeichnen sich ab, falls einige Vorstellungen umgesetzt werden sollten, die beim „Forum Verkehrsentwicklungsplanung“ erörtert werden. So gab es bei der jüngsten Sitzung Zustimmung sowohl von Umweltverbänden als auch von Wirtschaftsvertretern zu dem Vorschlag, die Nord-Süd-Hauptverkehrsachsen im inneren Bereich zu Einbahnstraßen zu machen.
Ferner wird darüber nachgedacht, den City-Ring über Nieder-Ramstädter, Teichhaus- und Landgraf-Georg-Straße nach Osten zu erweitern, um Holz- und Kirchstraße zu entlasten - ein entsprechendes Konzept liegt dem Magistrat bereits zur Beratung vor. Schließlich soll der Verkehr auf der Heidelberger Straße im Bereich Bessungen neu geordnet werden.
Auf den mehrspurigen Nord-Süd-Achsen Hindenburgstraße/Donnersbergring sowie Neckarstraße/Heidelberger Straße fließt der Autoverkehr gegenwärtig parallel und annähernd gleichgewichtig. Die im Verkehrsforumfederführenden Planungsbüros Stete Planung sowie Habermehl und Follmann weisen auf Nachteile dieser Verkehrsführung hin: So kommen an mehreren Stellen nach links abbiegende Autofahrer mit Bussen und Bahnen in Konflikt. Radwege fehlen oder fallen zu mickerig aus. Die Neckarstraße habe eine "hohe stadträumliche Trennwirkung".
Eine Einbahnstraßenregelung zwischen Julius-Reiber-Straße im Norden und Eschollbrücker Straße im Süden (dazu die Grafik) würde aus Sicht der Planer ermöglichen, den Autofahrern in beiden Richtungen ohne Störung des Verkehrsflusses einen Teil des Straßenraums wegzunehmen, etwa für Fahrradspuren. Die Trennwirkung der Neckarstraße würde dadurch allerdings nicht abgemildert, warnen sie. Alternativvorschlag: Der Autoverkehr wird gezielt über die westliche Achse Donnersbergring/Hindenburg-/Dolivostraße geleitet. Die Anwohner dieser ohnehin stark belasteten Straßen würden einen weiteren beträchtlichen Verkehrszuwachs allerdings kaum widerspruchslos hinnehmen.
Als interessanten Vorschlag bewertet Verkehrsdezernent Dieter Wenzel (SPD) die Einbahnstraßen-Lösung. Vor einer Verwirklichung müsse es aber Verkehrszählungen und weitere Gutachten von Fachleuten geben, ob dadurch tatsächlich eine Verbesserung zu erwarten sei.
"Eine ganz schwierige Ecke"
Der City-Ring mit seiner fast rund um die Uhr rauschenden Kfz-Karawane ist längst als verkehrspolitischer Irrweg erkannt worden nicht nur wegen der hohen Schadstoffbelastung in der Hügelstraße. Beklagt wird vor allem auch, dass er zu einer Barriere zwischen Innenstadt und den umliegenden Quartieren geworden ist, die zu fuß nur an wenigen Stellen ohne Lebensgefahr überquert werden kann. Von "eingeschränkter Aufenthaltsqualität in Teilbereichen des City-Rings" sprechen die Planer höchst vorsichtig, während Anwohner wegen der Feinstaub-Rekordwerte um ihre Gesundheit fürchten.
Aus städtebaulicher Sicht soll vor allem die Passage an der Stadtkirche vom brodelnden Verkehr entlastet werden. Möglich ist dies entweder durch Fahrbahnverengung oder gar durch vollständige Sperrung für den "MIV" (motorisierten Individualverkehr), wie der Autoverkehr im Planerdeutsch heißt - also die Umwandlung von Kirch- und Holzstraße zur Fußgängerzone (dazu die Grafik).
"Deutliche Verbesserungen für nichtmotorisierte Verkehrsteilnehmer" seien dadurch zu erwarten, heißt es im Entwurf des Verkehrsentwicklungsplans, zudem sei eine "gestalterische Aufwertung" des unwirtlichen Areals möglich. Allerdings wird auch vor "Verlagerungswirkungen im benachbarten Straßennetz" gewarnt. Die Machbarkeit müsse erst geprüft werden, erklärt Wenzel.
"Eine ganz schwierige Ecke" sei auch die Engstelle an der Heidelberger Straße zwischen Bessunger- und Sandbergstraße, sagt der Verkehrsdezernent. Dort fließt der Autoverkehr vierspurig, teils unter Mitbenutzung der Straßenbahntrasse. Zudem gibt es Parkspuren, die wegen der ansässigen Geschäfte unentbehrlich seien, wie Wenzel betont. Für Radwege bleibt da kein Platz mehr.
Die Planer empfehlen klipp und klar, den fließenden Autoverkehr auf eine Spur je Richtung zu beschränken, um Platz für die übrigen Verkehrsarten zu schaffen. Fraglich bleibt demnach nur noch, ob sich die Autofahrer ihre Spuren mit den Bahnen oder mit den Radfahrern teilen müssen (dazu die Grafik). "Eine einspurige Verkehrsführung kann unter Umständen klarer und damit ungefährlicher sein", sagt der Verkehrsdezernent dazu.
Wenzel betont aber, dass der Verkehrsentwicklungsplan auch nach seiner für Juli geplanten Verabschiedung nicht unmittelbar wirksam sei. Die einzelnen Punkte dieses Rahmenplans könnten lediglich "Handlungsstrategien" zur grundsätzlichen Ausrichtung der Verkehrspolitik für nachfolgende Beschlüsse von Magistrat und Stadtparlament vorgeben.