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20.09.2006

Quelle:HEAG mobilo GmbH

HEAG mobilo sieht sich gut aufgestellt

Wirtschaftlichkeit und Wettbewerbsfähigkeit sind Handlungsmaßstab

DARMSTADT (sir) - Gut ein Jahr nach Schaffung der neuen Unternehmensstruktur in der Verkehrsparte sieht sich das Darmstädter Verkehrsunternehmen HEAG mobilo GmbH mit ihren Tochterunternehmen gut aufgestellt. "Mit der Trennung zwischen Betriebsleistung und Infrastruktur und ihrer Aufteilung in verschiedene Unternehmen haben wir die Voraussetzungen für eine verbesserte Wirtschaftlichkeit und Wettbewerbsfähigkeit geschaffen", bilanziert der Vorsitzende der Geschäftsführung der HEAG mobilo Harald Fiedler.

Während andernorts in Deutschland teils noch die integrierten Versorgungs- und Verkehrsunternehmen existieren, hat sich der HEAG Konzern frühzeitig auf die europäischen Finanzierungsvorgaben und die Wettbewerbsforderungen der Politik eingestellt. "Nur wenn wir uns jetzt auf die veränderten Rahmenbedingungen einstellen, haben wir eine gute Startposition" ist sich Fiedler sicher. Kein anderes Bundesland in Deutschland setzt in dieser Konsequenz auf Wettbewerb im ÖPNV wie Hessen. Dies trifft vor allem die Busverkehrssparte. Erstmals bewirbt sich die HEAG mobiBus GmbH & Co. KG in diesem Jahr in einem Ausschreibungswettbewerb um eigene Konzessionen. "Darin steckt auch das Risiko, den Auftrag zu verlieren", gibt Harald Fiedler zu bedenken. Nicht umsonst werde in anderen hessischen Städten über eine Inhousevergabe für Busverkehrsleistungen nachgedacht. Einer Wertvernichtung des eigenen kommunalen Unternehmens könne damit vorgebeugt werden, regt Harald Fiedler an. Erfahrungen aus and
eren hessischen Städten haben gezeigt, dass nicht alle Anbieter Busverkehrsleistungen wirtschaftlich auskömmlich kalkulieren. Die ausschreibenden Stellen haben daraus bereits Konsequenzen gezogen. Um Dumpingpreise zu unterbinden, muss im Verdachtsfall der Unternehmer seine Kalkulation offen legen. Um den Druck auf die Lohnkosten abzufedern, wird zudem von den Unternehmern in den Ausschreibungen Tariftreue gefordert. Die HEAG mobiBus GmbH & Co. KG kalkuliert auf der Basis des LHO-Tarifs. "Das Lohnniveau für Busfahrpersonal hat sich derzeit bei 9,66 EUR pro Stunde eingependelt. An diese tariflichen Vorgaben halten wir uns", versichert Fiedlers Geschäftsführerkollege Matthias Kalbfuss. Dass sich damit wirtschaftlich arbeiten lässt, belegt das Geschäftsergebnis des Busunternehmens. Rund 900.000 EUR Gewinn konnte die HEAG mobiBus zum Jahresende in ihrer Bilanz ausweisen - ein Ergebnis, auf dass man auch bei der HEAG mobilo stolz ist: "Dass kommunale Busunternehmen einen Gewinn au
sweisen, ist keine Selbstverständlichkeit. In unserem Fall sind weder die Stadt noch der Landkreis finanziell belastet", rechnet Kalbfuss vor.


Fahrkarten wieder beim Busfahrer

Der Wettbewerb im Busverkehrsmarkt wird für die Fahrgäste im kommenden Jahr spürbare Veränderungen bringen. Anders als bisher wird die HEAG mobiBus künftig auf die mobilen Fahrkartenautomaten in den Bussen verzichten. Die Dadina als ausschreibende Stelle schreibt den Fahrkartenverkauf beim Fahrer vor. Zwei Verkaufssysteme parallel zu betreiben, kann sich die HEAG mobiBus in Hinblick auf Wettbewerbsfähigkeit nicht leisten. "Zwar gilt die Vertriebsvorgabe vorerst nur für die ausgeschriebenen Buslinien H und U; die HEAG mobiBus wird jedoch aus Kostengründen im Laufe des kommenden Jahres nach und nach sämtliche Fahrkartenautomaten aus ihren Bussen abbauen und auf den Fahrkartenverkauf beim Fahrer umstellen", erläutert Karl-Heinz Holub, der als Betriebsleiter in der HEAG mobilo für die technische Infrastruktur verantwortlich zeichnet. Ungenutzt bleiben die mobilen Automaten dennoch nicht. Denn auch im Straßenbahnbereich wird sich der Fahrkartenvertrieb im Laufe des Jahres ändern.
Anlass sind nicht zuletzt die gestiegenen Vandalismusschäden. Allein im vergangenen Jahr haben die Aufbrüche das Unternehmensergebnis mit mehr als 125.000 EUR belastet. Die HEAG mobilo wird daher insbesondere an wenig frequentierten Haltestellen stationäre Automaten jeweils einen von zwei Automaten abbauen und dafür mit den mobilen Automaten ein zusätzliches Verkaufsangebot in den Straßenbahnen schaffen.


Defizitsenken trotz Leistungsausweitung und hoher Investitionen

Während sich die HEAG mobiBus am Wettbewerb ausrichten muss, geht es im Straßenbahnbetrieb um die Angemessenheit der Kosten, wie sie von der Europäischen Union gefordert wird. "Um dieses Ziel zu erreichen, haben wir uns einen ehrgeizigen Restrukturierungsplan auferlegt, den wir bis zum Jahr 2009 erfüllen wollen", skizziert Fiedler die Situation für die HEAG mobiTram. Dabei geht es darum, im Straßenbahnbetrieb mindestens die branchenüblichen Benchmarkwerte zu erreichen. Ein Schritt dahin führt über einen neuen Tarifvertrag, der bereits seit 1. Januar 2005 für alle Mitarbeiter der HEAG mobilo und der HEAG mobiTram greift. Wie bereits im Bussektor sinkt damit das Lohngefüge bei Neueinstellungen um rund 30 Prozent und entspricht damit den Kostenstrukturen, die auch bei privatwirtschaftlichen Verkehrsunternehmen üblich sind. Wegen der Besitzstandswahrung für Altverträge spricht Fiedler in diesem Zusammenhang jedoch von einem mehrjährigen Prozess der Lohnanpassungen.

Doppelt schwierig sieht Fiedler die Anforderungen für die HEAG mobilo. Trotz kostenintensiver Investitionen und Leis-tungsausweitungen will die HEAG mobilo ihr jährliches Defizit bis 2009 auf unter 20 Millionen Euro senken, um damit die Haushalte von Stadt und Landkreis zu entlasten.

Das Leitunternehmen der Verkehrssparte erbringt selbst umfassende Infrastrukturleistungen. Neben der Instandhaltung des Schienennetzes zählen dazu der Fahrkartenvertrieb, das Haltestellenmanagement und die Verkehrssteuerung. Einrichtungen wie das Kundenzentrum am Luisenplatz und die Beteiligung an der RMV-Mobilitätszentrale gehen weit über das Leistungsspektrum privater Verkehrsunternehmen hinaus.

Erst nach und nach erkennen Aufgabenträger in dem Vorhalten von Infrastruktur eine eigenständige Aufgabe, die Kosten verursacht und auch bezahlt werden muss. Während Vertriebskosten im Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) nach wie vor vom Unternehmen nicht geltend gemacht werden können, zeichnet sich im Bereich des Verkehrsmanagements ein Umdenken ab: So sind heute über Verträge mit der lokalen Nahverkehrsgesellschaft Dadina, dem RMV und der Lokalen Nahverkehrsgesellschaft Groß-Gerau doppelt so viele Buslinien an die Verkehrsleitstelle angeschlossen wie das Jahr zuvor, darunter neben den konzerneigenen auch die Linien von Fremdunternehmen. In der Spitze werden in der Verkehrsleitstelle heute bis zu 170 Fahrzeuge rund um die Uhr überwacht und gesteuert. Die Leistungserweiterung bedeutet für die HEAG mobilo eine ver-besserte Kostendeckung und für den Fahrgast eine Qualitätsverbesserung insbesondere auf den Regionallinien.

Die HEAG mobilo verfügt dieses Jahr über ein Investitionsvolumen von rund 37 Millionen Euro. Damit finanziert sie Infrastrukturprojekte wie die neue Nahverkehrsspur am Mathildenplatz, aber es fließen auch Gelder in die Modernisierung von Werkstätten und Betriebshöfen, die auf die Anforderungen eines erweiterten und moderneren Fuhrparks angepasst werden müssen. Die Bestellung der 18 neuen Straßenbahtriebwagen zum Preis von rund 39 Millionen Euro bezeichnet Holub als die "größte Investition in der Geschichte des Verkehrsbetriebs". Anders als beispielsweise in Thüringen bleibt in Hessen den Verkehrsunternehmen die Fahrzeugförderung verwehrt, so dass die HEAG mobilo die neuen Straßenbahnen vollständig aus eigenen Mitteln finanzieren muss, während andernorts ein Zuschussanteil bis zu 75 Prozent gewährt wird. Angesichts so ungleicher Voraussetzungen sieht Harald Fiedler Benchmarkwerte auf wackligen Füßen. Er verweist zudem auf die Gefahr ungleicher Voraussetzungen, sollte die Polit
ik auch den Wettbewerb im Straßenbahnbereich fordern.

Auch wenn angesichts der veränderten Rahmenbedingungen sich vieles noch entwickelt, in einem Punkt ist sich Fiedler sicher: "Mit der neuen Spartenstruktur ist die HEAG mobilo mit ihren Tochterunternehmen in ihrer Ausrichtung in der Verkehrsbranche bundesweit ganz vorn dabei".

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