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05.11.2005

Quelle:Darmstädter Echo

„Wir vertragen uns mit Darmstadt“

Nachgefragt im Kreis: Aktionsplan gegen Feinstaub stößt auf Verständnis, wenn auch etwas fürs Umland getan wird

Ein besseres Verhältnis zwischen Stadt und Land hat sich Darmstadts Oberbürgermeister Walter Hoffmann beim Amtsantritt vorgenommen. Doch jetzt sorgt ein Aktionsplan gegen Feinstaub für Ärger. Wie schätzen Bürger im Landkreis das Verhältnis zwischen Stadt und Land ein? Das ECHO hat nachgefragt.

Über eines herrscht auch im Landkreis Einigkeit: Gegen den wachsenden Durchgangsverkehr muss etwas getan werden. „Stellen Sie sich mal eine Stunde hier hin. Das ist eine Katastrophe, was hier so am Tag durchfährt“, sagt Margot Ernst (57) aus Reinheim und deutet auf dröhnende Lastwagen, die sich durch den Ort schieben. Besonders Schulkinder gefährde der Lastwagenverkehr.

Ein ähnliches Bild in Nieder-Ramstadt. „Wenn sich hier zwei Lastwagen begegnen, kommen sie nicht aneinander vorbei“, sagt Rentner Adam Spengler (77) an der engen Ortsdurchfahrt.

Dass die Stadt etwas gegen die Feinstaubbelastung unternehmen möchte, dafür hat nicht nur Ulrich Zocher (62) aus dem Ober-Ramstädter Stadtteil Hahn durchaus Verständnis: „Das Durchfahrverbot in Darmstadt finde ich in Ordnung. Auf dem Land verteilt sich die Luftverschmutzung eben besser.“ Dass die Tassen bei ihm im Schrank wackeln, wenn ein Brummi vorbeifährt, stört den Rentner aber schon. Er ist zuversichtlich. „Es wird noch eine bessere Lösung gefunden werden.“

Stellvertretend für viele im Kreis fordert Otto Stelzer (71) aus Reinheim eine Umgehungsstraße zur Entlastung der benachteiligten Orte im Gürtel um Darmstadt.

Ralph Löhnert aus Ober-Ramstadt (40) sieht nur ein Problem: Ob Kreisbürgermeister oder Stadtvertreter, „jeder möchte seine Bürger zufrieden stellen“, sagt der Polizist, der seit einem Jahr mit der Familie an der Ortsdurchfahrt in Hahn lebt – und erwägt, wieder wegzuziehen. „Nachts hört man hier jeden Lkw“. Ein Durchfahrverbot im Stadtgebiet gehe in Ordnung, wenn es mit einer Entlastung im Kreis verbunden werde. Dass die Kommunalpolitiker für das Verkehrsproblem noch keine Lösung gefunden haben, „liegt daran, wie man miteinander umgeht“, erklärt Apothekerin Ida Gerich (50) aus Nieder-Ramstadt. „Hier wird zu wenig Rücksicht genommen.“ Für eine Lösung müssten sich „Stadt und Kreis unterhalten“, fordert Ladenbesitzerin Helga Kebekus (67) aus Roßdorf. Schon mit der Autobahnmaut habe der Schwerverkehr vor ihrem Geschäft um geschätzte 30 Prozent zugenommen und sei „kaum zu ertragen“. Die Situation schreie nach einer Lösung. Das sei Sache der Politiker. Auf die gute Nachbarschaft zu Darmstadt aber will die Geschäftsfrau nichts kommen lassen: „Ich finde, im Allgemeinen harmonieren wir im Kreis mit den Darmstädtern ganz gut.“

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