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16.04.2005

Quelle:Frankfurter Rundschau

Die Leitstelle hat acht Parkhäuser im Blick

Polizei interessiert sich für die Videos / Betreiber Q-Park baut Zentrale zu Kundencenter um / 2500 Dauerparker

Die Stimme am anderen Ende der Leitung wirkt gehetzt, aber auch unsicher: Eine Frau hat ihr Ticket bezahlt und kommt jetzt trotzdem nicht durch die Schranke an der Ausfahrt des Parkhauses: "Was soll ich denn jetzt bitte machen", fragt sie fordernd. Franz Kosubek bleibt ruhig: "Ich mach Ihnen auf, gute Fahrt!" Die Frau sagt nichts mehr. Kosubek dreht sich um und schüttelt milde den Kopf: "Wenn es Probleme mit dem Parkschein gibt, werden die Leute immer sehr nervös." Aber: "Die am lautesten werden, betrügen meistens." Kosubek hat viel gelernt über die Menschen. Seit 22 Jahren ist er dafür zuständig, dass in den Darmstädter Parkhäusern alles glatt läuft - inzwischen ist er bei der Firma Q-Park angestellt, die europaweit Parkhäuser betreibt. Sein Titel: Parkhauskoordinator. "Hört sich eben gut an", sagt der 69-Jährige.

Sein Büro an der Grafenstraße ist die Leitstelle für alle Parkhäuser in der Stadt. Auf großen Rechnern kommen hier die technischen Informationen an: Die Menge des Wechselgeldes und der restlichen Blankotickets in den Kassenautomaten, die einzelnen Bezahlvorgänge, Kassenstörungen und die Anzahl der freien Parkplätze. Auf einem Monitor überwacht Kosubek regelmäßig die Entwicklungen in den Parkhäusern. Dazu hängen in der Leitstelle zwei weitere Bildschirme für jedes Parkhaus - zur Überwachung von Einfahrt und Ausfahrt.

Die Bilder werden gespeichert und 48 Stunden aufbewahrt. Denn mitunter können sie als Beweismaterial zur Verbrechensaufklärung dienen. "Die Polizei fragt häufiger bei uns an", berichtet Rainer Schneider, der bei Q-Park Distriktmanager für Süddeutschland ist. So hätten die Beamten kürzlich Bilder mitgenommen, auf denen die mutmaßlichen Täter eines Supermarktüberfalls zu sehen waren. Außerdem würden häufig geklaute Autos in den Parkhäusern abgestellt. Anhand der Bilder kann die Polizei gelegentlich den Dieb identifizieren.

Die Darmstädter Parkhäuser hat Q-Park vor einigen Jahren vom Bauunternehmer Detlev Mengler übernommen. In den acht Häusern bietet das Düsseldorfer Unternehmen rund 4000 Parkplätze an. Weil Darmstadt gleichzeitig die Q-Park-Zentrale in Süddeutschland ist, sind am hiesigen Standort immerhin 25 Mitarbeiter beschäftigt.

Derzeit wird die Zentrale an der Grafenstraße saniert. Mit einer Investition in Millionenhöhe wird die Technik auf den neuesten Stand gebracht und das Gebäude umgebaut. "Wir wollen an der Grafenstraße ein richtiges Kundenzentrum aufbauen", sagt Rainer Schneider. Dort sollen dann zum Beispiel Interessenten für Dauerparkverträge eine Anlaufstelle haben. Derzeit hat Q-Park in Darmstadt rund 2500 Dauerkunden. Ein Ticket mit dem man rund um die Uhr Parken kann, kostet je nach Lage des Parkhauses zwischen 66 und 110 Euro monatlich.

Unternehmen wie Q-Park sind in den vergangenen Jahrzehnten stark gewachsen. Die Vermarktung von Parkplätzen hat sich mit der zunehmenden Anzahl an Autos längst zur eigenen Branche entwickelt. "Schon Anfang der sechziger Jahre ist das Bewusstsein entstanden, dass die Bereitstellung von Parkplätzen eine Dienstleistung ist", erzählt der Geschäftsführer des Bundesverbandes der Parkhausbetreiber Gerhard Trost-Heutmekers. Der Zusammenschluss besteht deutschlandweit aus mittlerweile rund 200 Unternehmen. Hinzu kommen um die hundert außerordentliche Mitglieder, die indirekt mit dem Parken ihr Geld verdienen: Chemiefirmen, die Beschichtungen für Parkhausböden liefern oder Hersteller von Schranken und Kassenautomaten. Tausende von Arbeitsplätzen sind über die Jahre im Parkhaus-Sektor entstanden. Doch die Zeiten des Wachstums scheinen auch für diese Branche vorbei zu sein. "Die Entwicklung stagniert", sagt Gerhard Trost-Heutmekers.

Die Diskussionen um eine City-Maut passen den Parkhausbetreibern nicht ins Konzept, auch wenn sie in Darmstadt nur Lastwagen beträfe.. "Das verlagert dennoch Einkauf aus der Stadt heraus", sorgt sich Trost-Heutmekers. Einzelhandel und Parkbranche seien naturgemäß voneinander abhängig. "Wir sind darauf angewiesen, dass die Leute in Zukunft wieder mehr parken."

Die Auslastung der Parkhäuser könnte noch besser sein, meint Q-Park-Distrikt-Manager Rainer Schneider ohne genaue Zahlen nennen zu wollen. Die meisten Kunden zieht es samstags in die Parkhäuser.

Einem Kunden, dessen neuer Mercedes über Wochen im Parkhaus an der Neckarstraße stand, vergisst Parkhauskoordinator Franz Kosubek wohl nie. "Am Anfang dachten wir, es ist ein Dauerparker, aber irgendwann haben wir doch die Polizei gerufen." Über das Kennzeichen ermittelten die Beamten den Besitzer. Der kam sofort vorbei. Den Grund für die lange Standzeit erfuhr der Parkhauswächter erst als die Polizei wieder weg war: Der junge Mann war so betrunken ins Parkhaus hineingefahren, dass er sich später nicht erinnerte, wo er das Auto abgestellt hatte.

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