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17.01.2005

Quelle:Pressemitteilung der Stadt Darmstadt

Die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie sind Grundlage: Planfreie Lösung Ostbahnhof - Tunnelverlängerung Eissporthalle - Nichtüberdeckelung Bereich Rosenhöhe

Der Magistrat der Stadt Darmstadt hatte auf Anregung von Bürgern eine Machbarkeitsstudie zur möglichen Überdeckung der geplanten Nord-Ost-Umgehung im Bereich Rosenhöhe in Auftrag gegeben. Drei Angebote lagen vor. Das bereits mit der Planung der Nord-Ost-Umgehung beauftragte Büro Obermeyer, Aschaffenburg, hatte sowohl das preisgünstigste als auch das qualifizierteste Angebot abgegeben und erhielt deshalb den Zuschlag. Das betonte Stadtrat Dieter Wenzel.

In der Machbarkeitsstudie wurden drei Varianten für den Bereich Rosenhöhe untersucht: Eine Galerie (seitlich offene Abdeckung), ein Straßentunnel und ein Straßen- und ein Bahntunnel.

Aufgrund neuer Sicherheitsvorschriften für Straßentunnel, die nach spektakulären Unfällen in der Vergangenheit wesentlich verschärft wurden, muss bei allen drei Varianten ein Rauchabzugkanal über den Tunnel gebaut werden. Damit die dadurch etwa 2 bis 2,5 Meter höheren Bauwerke unter den Zwangspunkten Ostbahnhofvorplatz, Seiterswegbrücke, Brücke Dieburger Straße und Washingtonplatz eingepasst werden können, muss die Tunnelsohle entsprechend tiefer gelegt werden. Dadurch ergibt sich beim unterirdischen Abzweig unter dem Ostbahnhofvorplatz, dass der Abstand zum Knoten Fiedlerweg / Landgraf-Georg-Straße für eine Rampe mit zulässiger Steigung zu kurz ist. Die angedachte Straßenüberdeckung würde eine andere Verkehrsführung am Ostbahnhof erfordern. Die vorgeschlagene Lösung besteht daher aus einer Führung des Verkehrs zur Nord-Ost-Umgehung in Tieflage und des Verkehrs von und zur Landgraf-Georg-Straße ebenerdig über den Vorplatz des Ostbahnhofes. Diese Lösung hat den Vorteil, dass wesentlich weniger Platz benötigt wird, der unterirdische Betonkörper kleiner dimensioniert werden kann und die städtebaulich problematische Tunnelrampe in der Landgraf-Georg-Straße entfallen kann. Durch die wegfallende Lichtsignalanlage unter dem Ostbahnhof entfällt somit auch ein möglicher Unfallschwerpunkt. Die Kosten für den Planungsabschnitt Tunnel Ostbahnhof reduzieren sich bei dieser Variante um etwa 12,8 Millionen Euro.

Die Galerielösung im Bereich Rosenhöhe stellte sich bei der Untersuchung als wenig vorteilhaft heraus: Die seitlichen Öffnungen müssen wegen der Schallausbreitung durch Glas geschlossen sein, würden deshalb auch nicht zur Belüftung dienen. Die Pfeiler zwischen den Öffnungen müssen gegen Bahnanprall scheibenförmig ausgebildet werden, dadurch reduzieren sich die Öffnungsgrößen. Die Tunnelsohle liegt auf dem längeren Teil der Strecke tiefer als die Bahngleise, so dass auch hierdurch Öffnungen begrenzt werden. Die Gleisscheiben reflektieren den Bahnlärm auf die gegenüberliegenden Wohnhäuser. Diese Variante wurde deshalb nicht weiter verfolgt.

Die Variante Straßentunnel ist unter den genannten Randbedingungen zwar prinzipiell baubar. Der Tunnel greift etwas weiter in die Bahnböschung ein, dadurch müssten am Spessartring einige Bäume zusätzlich entfernt werden. Die sichtbare Betonwand ragt an der höchsten Stelle etwa acht Meter über die Trasse heraus. Gegen die Reflektion des Bahnlärmes müsste die Wand absorbierend verkleidet werden. Der Grünstreifen entlang des Spessartringes würde um etwa acht Meter breiter. Äußerst fraglich bleibt, ob die Mehrkosten für diese Variante in Höhe von rund 11,2 Millionen Euro einen vertretbaren Rahmen zu dem erreichbaren Nutzen darstellen.

Die Realisierung der Gesamtüberdeckung der Straßenbahnanlage ist aufgrund der Höhenentwicklung von Bahn und Straßentrasse nur mit erheblichem Aufwand möglich. Bei Realisierung eines Eisenbahntunnels fordert die Bahn AG eine Höhe von mindestens 6,90 Metern, um zukünftig elektrifizieren zu können. Darüber hinaus muss der Gleisabstand im Tunnel aus Sicherheitsgründen auf vier Meter vergrößert werden. Infolge dieser Randbedingungen überragt der Bahntunnel die Seiterswegbrücke oder beseitigt wegen der Gleisverschiebung deren östliches Widerlager. Die Brücke müsste in diesem Fall nicht wegen der Straße, sondern wegen des Bahntunnels beseitigt werden.

Zwar könnte das Gleishöhenproblem durch Tieferlegen der Bahngleise beseitigt werden, was jedoch eine enorme Längenausdehnung der Baustelle bedeuten würde und hinsichtlich des Bahnübergangs Erbacher Straße kritisch zu sehen ist, andererseits mit zusätzlichen Baukosten in noch nicht bezifferbarer Höhe verbunden wäre.

Lediglich auf einer Länge von 250 Metern wäre theoretisch die Überdeckung der Straßenbahnanlage möglich, es verbleibt ein offener Bereich zwischen Brücke Seitersweg bis zum Portal des Tunnels von etwa 110 Metern. Der gewünschte stadtgestalterische Effekt wird dadurch nicht erreicht, der Verfahrensaufwand und das Verfahrensrisiko sind unverhältnismäßig hoch und auch die ursprünglich geäußerte Idee, die Gesamtüberdeckelung durch Verwertung der so gewonnenen Flächen durch Bebauung zu finanzieren, ist bodenrechtlich und städtebaulich äußerst zweifelhaft. Eine Refinanzierung der für die Teilüberdeckelung anfallenden Mehrkosten von circa 19,2 Millionen Euro durch eine Vermarktung erscheint somit als äußerst fraglich, so de Studie.

Dem Vorschlag des Planungsbüros, den Nordausgang des Tunnels im Bereich Eissporthalle um 210 Meter zu verlängern, stimmte der Magistrat zu. Es ergeben sich hierdurch städtebauliche Vorteile für den Nordwestbereich des Bürgerparks, für die Kastanienallee und die Erschließung der Eissporthalle. Die Mehrkosten von 4 Millionen Euro werden durch diesen deutlichen Qualitätsvorsprung gerechtfertigt.

Verkehrsdezernent Stadtrat Dieter Wenzel machte deutlich: "Die Machbarkeitsstudie hat eindeutige Ergebnisse gebracht. Grundlage für die weiteren Diskussionen in der Öffentlichkeit und im Beirat werden die planfreie Lösung am Ostbahnhof, die Verlängerung des Tunnels an der Eissporthalle und die Nichtüberdeckelung im Bereich der Rosenhöhe sein". Er weist die Vorwürfe, die Beauftragung der Machbarkeitsstudie sei eine Alibi-Veranstaltung gewesen, scharf zurück. "Wenn dies so gewesen wäre, hätten wir nicht für Ostbahnhof und Eissporthalle solch weitreichende Verbesserungsvorschläge. Wenn wir wirklich etwas für die Bürgerinnen und Bürger im Woogs- und Martinsviertel tun wollen, müssen wir jetzt konsequent weiter arbeiten. Die Machbarkeitsstudie ist hierfür ein weiterer Baustein."

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