Konzern organisiert Verkehrssparte neu / Fahrer sollen weniger verdienen / Linien werden zwischen 2006 und 2009 ausgeschrieben
Die blau-orangenen Logos der Busse der Heag werden in den nächsten Wochen mit dem Zusatz MobiBus versehen. Die Veränderung ist das äußere Zeichen dafür, dass die Heag ihre Verkehrssparte neu strukturiert. Statt bisher zwei wird es künftig vier Unternehmen unter dem Konzerndach geben.
"Es geht nicht um den Abbau von Stellen, sondern um deren Erhalt", versichert Heag-Vorstand Horst Blechschmidt. Mit der Neustrukturierung reagiere das Unternehmen auf die europaweite Liberalisierung und Rechtssprechung. Künftig müssen Betriebsbereiche, die öffentliche Zuschüsse erhalten, von den anderen getrennt werden. Konkret: Die Kommunen können Geld für die Infrastruktur geben, wie Leitstelle, Wartehäuschen und Gleise, während das beim reinen Fahrbetrieb nicht sein darf.
Vor diesem Hintergrund will das Unternehmen zum 1. Januar im Verkehrsbereich die Dachsparten- und Infrastrukturgesellschaft Heag Mobilo gründen. Ihr werden drei Töchter unterstellt. Die Busbetriebsgesellschaft MobiBus, die Werkstattgesellschaft MobiServ und im Lauf des Jahres die Straßenbahngesellschaft MobiTram.
MobiBus entspricht der bisherigen Tochterfirma Glück & Seitz, die der Heag seit 1999 gehört. Damals hatte das Unternehmen 18 Mitarbeiter, heute sind es 200. Glück & Seitz unterliegt einem Tarifvertrag, bei dem die Beschäftigten laut Heag-Vorstand Harald Fiedler bis zu 30 Prozent weniger verdienen als die Kollegen, die früher direkt bei der Heag beschäftigt waren.
Doch die Heag hat seit 1999 ihre Busfahrer-Stellen abgebaut, unter anderem durch vorgezogenen Ruhestand, oder hat Stellen verlagert, indem Beschäftigte auf freie Arbeitsplätze im Straßenbahnsektor wechselten. Bei der Heag sind jetzt keine Busfahrer mehr beschäftigt, sagt Fiedler. "Nur mit den günstigeren Lohnstrukturen des privaten Omnibusgewerbes haben wir bei Ausschreibungen am Markt eine Überlebenschance und können den Busbetrieb im Heag-Konzern halten."
Von 2006 bis 2009 werden alle Buskonzessionen in der Region neu ausgeschrieben. "Wir können nicht davon ausgehen, dass wir selbstverständlich alle Ausschreibungen gewinnen", erklärt Matthias Kalbfuss. Er ist zusammen mit Karl-Heinz Holub Geschäftsführer von MobiBus, MobiServ und MobiTram während Horst Blechschmidt und Harald Fiedler die Vorstände der übergeordneten Heag Mobilo sein werden. Die beiden wollen als Vorsitzende die Umstrukturierung begleiten und die Positionen danach in andere Hände übergeben.
Die Heag Mobilo ist vergleich bar mit der bisherigen Heag-Verkehrsgesellschaft. Rund 250 Mitarbeiter werden in der Dachorganisation bleiben. 130 Beschäftigte werden der neuen Heag MobiTram überlassen.
Weitere Liberalisierung erwartet
Fiedler geht davon aus, dass spätestens 2012 auch bei den Straßenbahnen die Liberalisierung des Wettbewerbs greift. Von daher soll mit Betriebsrat und Gewerkschaft verhandelt werden, wie die jetzigen Beschäftigten in den nächsten fünf Jahren weniger Lohn bekommen, indem beispielsweise Tariferhöhungen nicht übernommen werden. Neueinstellungen sollen zu niedrigeren Konditionen erfolgen.
Diese Ziele gelten auch für die zwölf Beschäftigten in der Heag Mobiserv. Bereits seit Anfang des Jahres gibt es für die Werkstatt eine vertraglich geregelte Kooperation mit der Daimler-Crysler-Niederlassung Darmstadt.
An Fahrplänen und Fahrpreisen ändert sich nichts, versichert Blechschmidt. Auch das Kundenzentrum bleibe an seinem angestammten Platz. So bedeuten die Strukturänderungen für die Kunden keine Veränderung - von den Logos abgesehen.