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15.08.2005

Quelle:Darmstädter Echo

„Wir hoffen auf mehr Laufkundschaft“

Umfrage zur Neugestaltung des Darmstädter Marktplatzes

„Noch hat der Marktplatz einen dörflichen Charakter. Aber nach der Verlegung der Heag-Haltestelle vom Weißen Turm an den Marktplatz wird es damit vorbei sein“, vermutet Werner Mansholt. Der Rechtsanwalt sitzt – wie meist am Samstagfrüh – in Samirs Café („Wunder-Bar“) und klagt darüber, dass die Darmstädter neben dem „Busbahnhof Luisenplatz“ nun noch einen „Busbahnhof Marktplatz“ bekommen.

Auch der Blick aufs Schloss werde bald durch fünf hohe Masten gestört, die neben Laternen noch die Oberleitung der Straßenbahn tragen sollen. „Das Untergeschoss des Schlosses wird kaum mehr zu sehen sein.“

Werner Mansholt ist einer der Kritiker der geplanten Umgestaltung, die vor rund drei Wochen begonnen hat und sich bis Ende des Jahres hinziehen wird. Vier neue Bahnsteige werden paarweise vor dem Schloss angeordnet, am westlichen Paar sollen die Straßenbahnen halten, am anderen die Busse.

Werden deren Abgase dann direkt auf das frische Obst und Gemüse gepustet? „Ach was“, sagt Marktbeschicker Werner Kullmann, „die halten doch viel weiter hinten, kurz vor der ‚Krone’.“ Vielleicht werden die Geschäfte sogar besser gehen, wenn erst mal Bus und Bahn direkt am Markt halten. „Wir hoffen natürlich auf mehr Laufkundschaft“, sagt der Griesheimer, und seine Frau Margarete nickt bestätigend.

Mit Sonnenblumen und einem Korb voller Gemüse steht eine Kundin an seinem Stand und bedauert, dass ihr Mann nun nicht mehr kurz auf der Nordseite des Marktes halten und ihr die schweren Einkäufe in den Wagen laden kann. „Da müssen wir uns etwas anderes einfallen lassen“, sagt sie.

„Oder mit der Straßenbahn direkt vorfahren“, mischt sich eine andere Kundin ein. „Für mich hat das alles nur Vorteile“, sagt die ältere Dame. Sie sei sowieso auf die Straßenbahn angewiesen und müsse nun ihre Einkäufe nicht mehr zur Haltestelle am Weißen Turm schleppen.

Ein bisschen anders sieht das der Biobauer aus Groß-Bieberau, an dessen Stand die Käufer Schlange stehen. „Was für ein Aufwand für eine neue Haltestelle“, sagt er knapp. Da hätte man ein paar Pfosten aufstellen können. Und einen neuen Kassenautomaten. „Fertig.“ Das Geld, das die Stadt nun ausgibt, hätte man in viel bessere Projekte stecken können. Aber wenn man schon alles aufbuddelt – „warum dann nicht noch eine Schiene für die Züge aus dem Odenwald verlegen?“ Dann könnten auch Leute aus dem Umland direkt und ohne Auto in die Stadt fahren.

Straßenbahn, Bus, Eisenbahn. Eine Horrorvorstellung für eine Darmstädter Lehrerin, die Samstag für Samstag den Markt besucht und nun um den „ruhigen, beschaulichen“ Marktplatz bangt. „Der letzte in sich geschlossene Platz wird kaputtgemacht“, klagt sie.

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