Sachbeschädigung: Unbekannter macht mit Folie Fußwege in Arheilgen zu Radwegen
Das weiße Rad auf blauem Grund schneidet der Fußgängerin die Beine ab und verdeckt vollständig das Kind, das sie an der Hand führt. Ein wenig hilflos wirkt der Versuch schon, mit Folie aus dem schmalen Fußweg zu den Häusern Grillparzerstraße 9-15 in Arheilgen einen kombinierten Rad-/Fußweg zu machen.
Gleichwohl ist es Sachbeschädigung. Die Stadt hat daher Anzeige gegen Unbekannt erstattet. Zumal die Kleberei des Fahrradfreundes in den Straßen rund um den Thomas-Mann-Platz mit ihren zahlreichen Stichwegen in den vergangenen Monaten so zugenommen hat, dass die Stadt seit März für neue Schilder 26 000 Euro ausgeben musste.„Das kostet Steuergelder“, ärgert sich die städtische Pressesprecherin Lisette Nichtweiss, „wir müssen überall sparen und dann unnötigerweise soviel Geld für Schilder ausgeben.“
Zwar ist ein VZ (Amtsdeutsch für Verkehrszeichen) mit der Kennung 239 (weiße Mutter mit weißem Kind an der Hand auf blauem Grund – Fußgängerweg) mit 13,92 Euro nicht so ungeheuer teuer. Dazu kommt aber die Arbeitszeit für die Montage (30 Minuten bis zu einer Stunde) bei einem Stundensatz von 36,55 Euro. Plus „1 Fahrzeugstunde (Fahrzeug: 7,5 t) mit Fahrer von 87,54 Euro“, listet das Straßenverkehrsamt auf. Macht pro ausgewechseltem VZ bei angenommener Montagezeit von einer Stunde satte 138,01 Euro.
Das Verhunzen der Schilder ist nicht neu. Mitarbeiter des Straßenverkehrsamtes schätzen, dass diese illegalen Markierungen seit mindestens 15 Jahren angebracht werden. Neu ist die Menge. Und dass sich die Fußgänger langsam belästigt fühlen: Ein Anwohner meldete bei der Polizei in Arheilgen die überklebten Schilder, weil er sich ärgerte, dass er auf den Fußgängerwegen von Radfahrern immer wieder aus dem Weg geklingelt wurdeDiesem Mann spricht Lisette Nichtweiss für seine Aufmerksamkeit ein Lob aus und bittet gleichzeitig die Anwohner, überklebte Schilder unter Rufnummer 132710 ans Straßenverkehrsamt zu melden. Dass der Überkleber noch nie bei seinem Tun beobachtet worden ist, kann sie sich kaum vorstellen, denn „in solchen Wohnstraßen kriegt doch jeder alles mit“. Für Tipps sei das Straßenverkehrsamt entsprechend dankbar.
Seit März 26 000 Euro. Für die Reparatur völlig sinnloser Aktionen. Ebenso sinnlos wie die Zerstörung eines jungen Amberbaums in der Albert-Schweitzer-Anlage. Dessen Krone haben Unbekannte in der vergangenen Woche in 1,80 Meter Höhe einfach abgebrochen. Der Baum muss gefällt werden, der Ersatz kostet 1300 Euro.
Alles Steuergelder, die, wie Pressesprecherin Lisette Nichtweiss sagt, „an vielen Ecken und Enden der Stadt besser verwenden werden könnten.“