Bahn: Im Babenhäuser Stadtteil könnte ein 140 Jahre währendes Warten ein Ende haben – Rupprecht macht Hoffnung
eit 140 Jahren rollen die Züge zwischen Aschaffenburg und Darmstadt an Sickenhofen vorbei. Ebenso lange wünschen sich die Sickenhöfer eine eigene Haltestelle. Jetzt besteht Hoffnung, dass dies mit der Einführung neuer Triebwagen auch geschieht. Der Babenhäuser Bürgermeister Reinhard Rupprecht bestätigte jetzt die Vorbereitungen für die Einrichtung eines Haltepunktes in Sickenhofen beim Rhein-Main-Verkehrsverbund und bei der Dadina.
Dabei müsse sich auch die Stadt finanziell beteiligen, sonst werde nichts daraus. Der Haltepunkt werde voraussichtlich in den Jahren 2007/8 entstehen, wenn die neuen Triebwagen auf der Strecke eingeführt werden.
Die Nachricht erfreut auch den Sickenhöfer Heimatforscher Helmut Mahr, der früher als Ortsvorsteher selbst wiederholt – allerdings vergebens – für einen Stop im Stadtteil gekämpft hat. Wie Mahr erläutert, hatten sich die Sickenhöfer schon beim Bau der „Ludwigsbahn“ von Darmstadt nach Aschaffenburg, für die in den Jahren 1856 bis 1858 die Gleise durch die flache Landschaft gelegt wurden, einen Haltepunkt gewünscht, wobei sie sich mit einem Bahnhof auf halber Strecke zwischen Sickenhofen und Hergershausen zufrieden gegeben hätten. Aber daraus wurde nichts. Lediglich in Hergershausen und Altheim wurden Haltestellen eingerichtet. Sickenhofen, das damals noch nicht einmal tausend Einwohner hatte, blieb buchstäblich „links liegen“. Das Drängen der Sickenhöfer ging laut Mahr weiter: 1947 wandte sich die damals noch selbstständige Gemeinde an das Landratsamt in Dieburg und an die Bahn-Behörde. 160 Sickenhöfer Pendler nutzten täglich die Bahn, sei das Argument aus dem Rathaus gewesen. Die Gemeinde bot an, kostenlos Gelände für die Bahnsteige zu überlassen, die „Aufschüttungen“ zu übernehmen, das Holz für die Wartehalle zu bezahlen und sich an der Finanzierung des gesamten Haltepunktes zu beteiligen. Unterstützung kam aus dem Landratsamt, „die Erwartungen waren groß“, sagt Mahr, aber die damalige Reichsbahn-Direktion in Frankfurt habe offenbar im Bummelzugtempo gearbeitet. Jahre vergingen. Noch 1950 hegte die Gemeinde Hoffnung, hatte für den „Bahnhof“ 13 000 Mark auf die hohe Kante gelegt. Schließlich kam die Absage der Bahn. Ein Diktat der Dampflokzeit: ab Babenhausen mühsam Dampfdruck aufbauen und dann schon gleich wieder ein Stop? Die Bahn sagte Nein. Mit modernen Triebwagen ist ein solcher Halt nun kein Problem mehr.
Die Hoffnung auf einen Sickenhöfer Haltepunkt nährt auch, dass Sickenhofen in Richtung 2000 Einwohner wächst, aktuell rund 1650 Einwohner hat, und am „Östlichen Ortsrand von Sickenhofen“ ein Wohngebiet entstanden ist, dessen Plätze noch nicht alle bebaut sind.