Zurück

21.03.2006

Quelle:Darmstädter Echo

Mit der Odenwaldbahn zum Hörsaal

Verkehr: Zwanzig Minuten bis Frankfurt

Klaus Feuchtinger hatte schon den Mund aufgemacht, da legte der Motorhäcksler los. Es benötigte einige Überzeugungskraft, die Waldarbeiter zu einem Päuschen zu bewegen. Erst dann konnte der Umweltstadtrat den Baubeginn für die neue Station Lichtwiese an der Odenwaldbahn bekanntgeben. Die Haltestelle dient in erster Linie Studenten und Mitarbeitern der TU-Institute, soll in einem Jahr fertig sein und kostet rund 2,1 Millionen Euro. Davon bezahlt die Stadt mehr als ein Drittel, 800 000 Euro.

„Das zeigt, wie wichtig uns in Zeiten knapper Kassen die bessere Anbindung der Universität ist“, sagte Feuchtinger. „Wobei wir den schönen Nebeneffekt haben, dass dann der derzeit stets völlig überfüllte K-Bus entlastet wird.“ Immerhin lernen auf der Lichtwiese rund 8000 Studenten, vierzig Prozent aller Immatrikulierten an der TU.

Am Montag begann zunächst mal die Rodung des Bahndamms. Riesige Buchen und Eichen wurden angesägt und per Seil und Traktor umgerissen. „Natürlich schmerzt mich jeder Baum, der fällt“, sagte Feuchtinger. „Aber dies ist doch eine sehr sinnvolle Maßnahme. “ Ab 2007 wird man von dieser Haltestelle direkt in den Odenwald, zum Hauptbahnhof oder nach Frankfurt reisen können, ein gutes Angebot nicht nur für die akademischen Pendler, sondern auch für die Bewohner von Woogs- und Paulusviertel.

„Und mit der Bahn ist die Anfahrt ja auch viel angenehmer“, versicherte Feuchtinger. Vorausgesetzt, Rhein-Main-Verkehrsverbund und Odenwaldbahnbetreiber Vias bekommen ihre Fahrzeugprobleme in den Griff. Seit der Privatisierung fahren hier die für den Odenwaldeinsatz weniger tauglichen Itino-Wägelchen, die der RMV gekauft hatte, obwohl es auf dem Fahrzeugmarkt andere, teils bessere Modelle gibt (Desiro, Talent und ähnliche). Just in diesem Moment huschte ein Itino vorbei, und die Teilnehmer der Pressekonferenz sahen, wie gering dessen Kapazität ist.

„Der RMV ist ja selbst überrascht über die große Nachfrage“, sagte Feuchtinger. „Aber ich bin sicher, dass die Engpässe bis zum nächsten Jahr überwunden sind.“ Die Bahnsteige werden jedenfalls die Standardlänge von 120 Meter aufweisen – Platz genug für mehrere Itinos und natürlich richtige Züge, falls die eines Tages wieder fahren sollten. Einfach war es nicht, an dieser Stelle einen Bahnhof zu planen, wie Architektin Monika Weber-Pahl verriet. Sie vertrat ihren erkrankten Mann Burkhard Pahl, der das Projekt betreut. (Das Büro Pahl/Weber-Pahl hat auch die architektonische Lösung erarbeitet, die den Tunnel der Nordostumgehung an der Rosenhöhe ermöglicht.) An der Lichtwiese galt die Maxime, das Landschaftsbild zu erhalten und die Darmbachaue unangetastet zu lassen; andererseits jedoch sollte der Bahnhof durchaus auch von weitem sichtbar sein und zu seiner Benutzung einladen.

Beim dritten Plan gelang’s. Die Haltestelle kommt nun über dem beliebten Tunnelchen zu liegen, das in den Wald und zum Schnampelweg führt. Der größte Teil des Bahnsteigs erstreckt sich nördlich davon, ein kleinerer Teil südlich. Der Bahndamm wird angeschüttet, also flacher, und erhält eine direkte Treppe, außerdem eine Rampe, die sich von der Wiese sanft geneigt nach oben faltet – der Zugang für Behinderte ist so gewahrt.

Zugleich wird der Weg vom Maschinenbauinstitut zum Wald etwas begradigt, asphaltiert und mit Parkleuchten versehen. Pollerlampen erhellen die Rampe. Oben auf dem Damm wird sich dann eine einseitig angelehnte gläserne Halle über das Gleis krümmen – das „Merkzeichen“ der Haltestelle, das abends vom Campus aus gesehen leuchtend vorm Waldsaum steht. Die Konstruktion ruht auf zwei Bohrpfählen, die während der Sommersemesterferien in die Böschung gerammt werden.

Wichtig war es, mit dem Bau vor der Vogelbrutzeit zu beginnen, sagte Monika Weber-Pahl. Auch danach sollen die Arbeiten möglichst schonend verlaufen. „Dennoch kann es sein, dass wir den Wegtunnel ab und zu mal kurzfristig sperren müssen.“

Der Bahndamm wird nach den Bauarbeiten wieder begrünt, allerdings niedriger, mit weniger Bäumen als zuvor. Deshalb wird die Stadt, wie Ingrid Pilz vom Gartenamt sagte, auch eine Ausgleichsfläche pflanzen: Auf dem Oberfeld wird ein Acker in eine Streuobstwiese verwandelt. Pilz ist mit der Planung einverstanden: „Wir machen die Landschaft hier nicht kaputt.“ Auch Feuchtinger versicherte: „Das ist ein sehr prägnanter Entwurf, dessen Akzeptanz, da bin ich sicher, hoch sein wird.“

Kurz-URL:

Link teilen: Quelle twittern 

Zurück