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01.07.2005

Quelle:Frankfurter Rundschau

Die Stadt baut Barrieren an Gehwegen ab

Der "Kasseler Bordstein" löst an Haltestellen und Kreuzungen den Konflikt zwischen Rollstuhlfahrern und Blinden

Die Stadt Darmstadt will alle 350 Bushaltestellen und 4700 Kreuzungen im Stadtgebiet so umbauen, dass Barrieren für Rollstuhlfahrer verschwinden. Spezielle Bordsteine mit Leitstreifen sollen Blinden die
Orientierung erleichtern.

"Wir wollen die Mobilität von Menschen mit Behinderungen verbessern", sagte Baudezernent Dieter Wenzel (SPD) am Donnerstag zur Begründung. Es sei ihm wichtig, alle Planungen gemeinsam mit Behindertenverbänden zu besprechen.

Im Stadtgebiet gibt es 350 Haltestellen für Busse und Straßenbahnen. Rund ein Drittel ist bereits umgebaut. Der Einstieg in die Fahrzeuge ist hier fast niveaugleich möglich. Die Höhendifferenz beträgt weniger als fünf Zentimeter. Die Haltestellen für Busse sind so gestaltet, dass diese nah an den Bordstein heranfahren können. Der Spalt zwischen Randstein und Einstieg ist deshalb sehr gering.

Die Stadt will an allen Haltestellen so genannte Kasseler Bordsteine mit Rillen und den Kontrastfarben rot und weiß verlegen. Blinde oder Sehbehinderte können sich mit Hilfe ihres Stockes an diesen Leitstreifen orientieren. "Sie wissen dann, wo sie stehen müssen, um in den Bus einzusteigen", sagte die städtische Behindertenbeauftragte Monika Rau. Der Umbau wird sich noch einige Zeit hinziehen. Im Doppelhaushalt 2005/06 sind insgesamt 200 000 Euro vorgesehen, um weitere sechs Haltestellen behindertengerecht zu machen. Die Verbesserungen kommen im Übrigen auch Menschen ohne Behinderungen zu Gute, besonders denen, die mit Kinderwagen unterwegs sind.

Das Straßenverkehrsamt hat rund 4700 Kreuzungen in Darmstadt gezählt. Davon seien 2480 bereits umgebaut. Die Absenkung der Randsteine kostet rund 2900 Euro pro Kreuzung , wie Wenzel berichtete. Insgesamt muss die Stadt 6,5 Millionen Euro ausgeben, um die fehlenden Kreuzungen barrierefrei zu machen. Die Stadt hat deshalb eine Prioritätenliste aufgestellt. Danach sind 916 Umbauten dringlich. Wann die Arbeiten abgeschlossen sind, ist unklar. "Es gibt noch sehr viel zu tun", sagte Wenzel.

Die Behindertenbeauftragte machte darauf aufmerksam, dass es beim Umbau von Kreuzungen einen Konflikt zwischen den Interessen von Rollstuhlfahren und Blinden gibt. Die einen wollten niveaugleiche Übergänge, die anderen bräuchten eine Kante am Bordstein, um mit ihren Stöcken den Übergang von Gehweg zur Straße tasten zu können. Der neuartige Kasseler Bordstein löse den Konflikt, sagte Norbert Stoll vom Straßenverkehrsamt. Der Randstein flache sich langsam bis zum Straßenniveau ab, sei mit einem Stock aber gut zu fühlen.

Zu wenig Stunden

Monika Rau ist bei der Stadt angestellt, arbeitet aber nur fünf Stunden pro Woche als Behindertenbeauftragte. Das sei viel zu wenig, sagt sie. "Eine halbe Stelle ist erforderlich." Stadtrat Dieter Wenzel kommentierte diese Äußerungen Raus nicht.

Als Behindertenbeauftragte mache sie viel in der Freizeit, sagte Rau. Sie lobte die Zusammenarbeit mit dem Baudezernat. Sie könne die Wünsche von Behinderten weitergeben, an welcher Stelle Gehwege abgesenkt oder Rampen gebaut werden sollten. "Das wird gemacht - wenn Geld da ist."

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