Fahrradfahrer hätten es in Darmstadt nicht leicht – Laut ADFC sind sie „geduldet, aber nicht erwünscht“
Jörg Urban fährt auf dem Radweg die Heidelberger Straße Richtung Innenstadt entlang, muss aber kurz hinter der Hermannstraße absteigen. Zwei Lastwagen parken auf dem Radweg, es bleiben etwa dreißig Zentimeter Platz, um vorbeizukommen.
Er steigt wieder auf, muss aber abrupt an der nächsten Ecke wieder bremsen: Ein Autofahrer kommt die Goethestraße heruntergefahren, will rechts abbiegen. Um den Verkehr auf der Heidelberger Straße zu sehen, muss er ganz weit vorfahren, weil ein weiteres Fahrzeug auf der Ecke parkt und ihm die Sicht versperrt. Also in die Eisen – und runter vom Rad.
„Situationen wie diese“, weiß Jörg Urban, „gibt es alle paar Meter.“ Der Vorsitzende des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) in Darmstadt radelt täglich von seinem Wohnort Arheilgen in die Stadt, oft auch weiter Richtung Süden – ein Auto hat er nicht. Urban ist seit 20 Jahren Mitglied im ADFC und seit elf Jahren dessen Vorsitzender.
Viel Positives habe sich in Darmstadt in den vergangenen Jahren getan – so sei das Ortswegweisungssystem für Radfahrer in der Stadt und im Landkreis nahezu perfekt. „Aber wenn es um Planungen im Straßenverkehr geht, spielt der Autoverkehr nach wie vor die Hauptrolle“, kritisiert Urban. An zweiter Stelle folgten gestalterische Aspekte (Beispiel Bahnhofsvorplatz, „unglücklich für Radfahrer und Fußgänger“), an dritter Stelle der öffentliche Personennahverkehr – „und erst dann kommen alle, die radfahren oder laufen“.
Die Diskussion um die Fahrradfahrer war in den vergangenen Wochen verstärkt entbrannt, weil ein Radfahrer den Wilhelminenbuckel heruntergesaust war und einen Fußgänger schwer verletzt hatte. Radfahrern wurde generell Rücksichtslosigkeit unterstellt – vor allem in der Fußgängerzone. „Dabei haben es die oft schwer, weil es in der Fußgängerzone viele Stellen gibt, wo Regeln für Radler völlig unklar sind.“
Deutlich wird dies auch nach dem Unfall in der Wilhelminenstraße, nach der Montage und Demontage von Schwellen auf dem Hügelstück.
Von unten fährt Urban, was erlaubt ist, langsam den Hügel hinauf. Auf Höhe des Frisörs Thiemé hält er an, dreht um und lässt sich langsam den Hügel wieder hinunterrollen. „Haben Sie ein Schild gesehen, auf dem steht, dass dies verboten ist?“ Dieses Schild steht zwar ganz oben, am Anfang des Buckels, aber für Radfahrer, die von unten kommen, erschließt sich das Verbot nicht.