Verbände kritisieren RMV wegen fehlender Kapazitäten auf der neuen Odenwaldbahn
Mit "zum Teil chaotisch überfüllten Zügen" rechnen der Fahrgastverband ProBahn und der Verkehrsclub Deutschland (VCD), wenn die Odenwaldbahn im Dezember auf modernisierter Strecke mit neuen Fahrzeugen in Betrieb geht.
"Viel zu geringe Kapazitäten" sehen die Fahrzeugeinsatzpläne des RMV auf der modernisierten Odenwaldbahn ab Dezember vor, so die Auffassung von ProBahn und VCD. RMV, Landkreise und Städte würden bewusst Überfüllungen der "Itino"-Triebwagen in Kauf nehmen. ProBahn-Sprecher Gottlob Gienger prognostiziert in einer Meldung der beiden Verbände: "Die Fahrgäste werden den im letzten Sommer vorgestellten Itino wegen des Sardinen-Gefühls nur noch "Sardino" nennen."
Als Beispiel wird angeführt, dass der Zug mit Ankunft in Darmstadt um 7.39 Uhr nur als einfacher Triebwagen mit rund 130 Sitzplätzen fahren werde. Eine aktuelle Zählung des VCD habe dagegen ergeben, dass der heutige Berufsschüler-Zug von 210 Fahrgästen genutzt wird. "Offenbar ist der RMV bereit, 80 Fahrgäste auf die Stehplätze des Itino zu pressen," meint Gienger.
Verschärft würden "die abzusehenden chaotischen Zustände" noch durch die an sich erfreulichen, erwarteten Fahrgastzuwächse. Gienger: "Die verantwortlichen Kreise Darmstadt-Dieburg, Odenwald und Offenbach sowie die Städte Darmstadt und Hanau hoffen auf 20 Prozent mehr Fahrgäste." Doch diese Fahrgäste würden nicht hauptsächlich am Wochenende zwischen Erbach und Eberbach reisen, sondern die bereits heute gut genutzten Berufsverkehrszüge nutzen. ProBahn und VCD haben daher die Gebietskörperschaften als Aufgabenträger für den Nahverkehr dazu aufgefordert, den RMV zum Handeln zu drängen und zusätzliche Kapazitäten anzumieten.
"Viel zu früh und voreilig ist diese Kritik", kontert RMV-Sprecherin Petra Eckweiler. An den Plänen, wie viele Zugeinheiten wann fahren (Zugumlaufplan) werde derzeit noch gearbeitet. Vor dem Spätsommer werde es kein Ergebnis geben. Die RMV-Sprecherin schloss nicht gänzlich aus, dass es anfänglich auch zu Engpässen kommen könne. Eckweiler: "Wir sind guten Mutes, dass unsere Fahrgäste nicht unzumutbar wie Sardinen in der Büchse reisen müssen." Eine schnelle Kapazitätserhöhung sei schon deswegen nicht möglich, weil bei den Itino-Züge allein für die Produktion mit einem halben Jahr gerechnet werden müsse.