Ernst-Ludwig-Park: Besitzer der neuen Häuser im Heimstättenweg wehren sich gegen weitere Lärmbelästigungen
„Eigentlich ist es hier nett, gemütlich und schön. Fast wie in einem Dorf. Ich finde es toll, dass wir bald den neuen Kindergarten bekommen und dass es hier so viele junge Familien gibt. Aber“ – und hier stockt bei Nicole Reiss der Redefluss „jetzt gehen bei uns die Alarmglocken an.“
In ihrem Wohnzimmer im Heimstättenweg 158 sind die Bewohner der Nachbarhäuser zusammengekommen, um ihr weiteres gemeinsames Vorgehen zu besprechen. Nichts schweißt so schnell und so stark zusammen wie gemeinsamer Unmut. Gerüchteweise haben sie gehört, dass es zwischen Fünfkirchner Straße und Anne-Frank-Straße (der neuen Erschließungsstraße für das Neubaugebiet Ernst-Ludwig-Park) eine neue Bushaltestelle geben soll. Auf dieser kurzen Strecke bietet sich eigentlich nur eine einzige Stelle an, die Sinn macht: der Einkaufsmarkt Plus auf der Straßenseite gegenüber.
Gegen ein solches Vorhaben, das von Plus ebenso begrüßt werden dürfte wie von Kunden aus entfernteren Teilen der Heimstättensiedlung, wollen sie auf die Barrikaden gehen. Denn sie fühlen sich schon durch den Lärm, der an der Plusmarkt-Laderampe verursacht wird, genug belästigt.
„Die Kinderzimmer liegen alle an der Straßenseite“, geben sie zu bedenken. Käme jetzt auch noch die geplante Haltestelle dazu, würde alle sieben Minuten ein H-Bus vor ihren Häusern an- oder abfahren und ihnen mit Gestank, Geräuschen und Abgasen das Wohnen in ihren funkelnagelneuen Häusern vergällen.
„Wir haben unsere Häuser unter ganz anderen Bedingungen gekauft“, betonen die Besitzer der Häuser Heimstättenweg 154 bis 164 und im Hannah-Arendt-Weg 1 und 3. Alle wussten zwar, dass in unmittelbarer Nähe ein Einkaufsmarkt entstehen und der Bus über den Heimstättenweg in die Anne-Frank-Straße fahren würde, wurden aber weder auf die Laderampe noch auf eine etwaige Bushaltestelle vorbereitet. Aus den Bebauungsplänen war beides nicht ersichtlich. Durch die Lärmbelästigung sinke der Wert ihrer Häuser erheblich, beklagen die Neusiedler. Thomas Reiss sagt mit einer gewissen Verbitterung: „Wenn ich gewusst hätte, was ich heute weiß, hätte ich an dieser Seite kein Grundstück gekauft. Die Rampe ist schon zuviel. Und mit einer Bushaltestelle würden wir ja noch einmal bestraft.“
Die Hausbesitzer sind empört darüber, dass ihnen die Laderampe für den Supermarkt vor die Nase gebaut wurde. Das städtebauliche Konzept für den Ernst-Ludwig-Park sah etwas anderes vor: Sie sollte an der Eschollbrücker Straße errichtet werden. Plus, so verlautete später, wolle sich aber von der Eschollbrücker Straße aus attraktiv präsentieren, um die aus- und einpendelnden Autofahrer anzulocken. Dass die Rampe dann doch auf ihrer Seite angelegt werden sollte, erfuhren die Neusiedler erst, als die Baumaßnahmen schon in vollem Gange waren.
Ihre Befürchtungen erfüllten sich: Täglich fahren drei bis vier Lieferwagen vor, die ihre Waren ein- bis anderthalb Stunden entladen – „nervtötend“ beschreibt Nicole Reiss die dabei entstehenden Geräusche. Sogar am Sonntagabend seien schon Lebensmittel angeliefert worden. Anfangs wurde den Neusiedlern noch Hoffnung auf eine Lärmschutzwand gemacht. Inzwischen wissen sie, dass damit nicht zu rechnen ist, weil es sich ja nur um „kurzfristige“ Belästigungen handele.
„Bei der Rampe haben wir uns um den Finger wickeln lassen“, ärgern sich die Anwohner. Deshalb wollen sie sich jetzt rechtzeitig gegen eine Bushaltestelle wehren. Briefe an Stadtrat Klaus Feuchtinger und Oberbürgermeister Walter Hoffmann sind schon unterwegs.
Die Anwohner schlagen ihnen vor, auf die Haltestelle zwischen Fünfkirchner Straße und Anne-Frank-Weg entweder ganz zu verzichten oder den H-Bus eine große U-Schleife über Fünfkirchner Straße, Eschollbrücker Straße und Anne-Frank-Straße fahren zu lassen.
Auf Anfrage dieser Zeitung hieß es aus dem Büro von Klaus Feuchtinger, dass die Entscheidung über die Festlegung der Haltestelle erst Mitte September fallen werde.