Stadtrat Wenzel will Autofahrern den Weg ins Parkhaus weisen, Stadtrat Feuchtinger hat dagegen Zweifel
Im Magistrat gibt es unterschiedliche Auffassungen über den Nutzen eines Parkleitsystems. Ökodezernent Klaus Feuchtinger (Grüne) stellt den Sinn des Vorhabens grundsätzlich in Frage. Laut Planungsdezernent Dieter Wenzel (SPD) kann das System zur Lösung der Verkehrsprobleme beitragen.
Das Konzept des Parkleitsystems sieht vor, die Auslastung der zehn Parkhäuser in Darmstadt zu erfassen und Autofahrer zu informieren, wo sie freie Plätzen finden. Wie der Leiter des Straëenverkehrsamtes, Norbert Stoll, am Freitag erläuterte, sollen Autofahrer die Angaben über Internet oder Handy abrufen können. Zudem weisen am Cityring Schilder mit variablen Ziffern freie Parkplätze aus. "Ein Parkleitsystem hat auch ein psychologisches Moment", sagte Stoll. Es sei gut fürs Image einer Stadt, wenn sich Autofahrer leichter zurecht fänden. Das Konzept beruht auf zwei Gutachten, die die Stadt beim Zentrum für integrierte Verkehrssysteme der TU Darmstadt in Auftrag gegeben hat.
Die Investition liegt bei rund 1,2 Millionen Euro. Den größten Teil beansprucht die Installation von Datenleitungen zwischen den Parkhäusern und den Informationsschildern. Die Betreiber der Parkhäuser müssen ebenfalls investieren, um freie Plätze elektronisch zu erfassen und weiter zu geben. Die Kosten dafür seien noch nicht bekannt, berichtete Stoll. "Das System kann erweitert werden", betonte Stadtrat Wenzel. Durch die Verknüpfung mit Daten aus dem zentralen Rechner, der den Verkehrsfluss auf den Straëen erfasst, können sich Autofahrer dann per Handy oder Internet über Staus informieren. Nach Angaben von Wenzel, hat der Internetdienstleister T-Online Interesse, sich an dem Projekt zu beteiligen.
Die Parkhäuser mit etwa 4300 Stellplätzen sind überwiegend in privater Hand. "Wir verhandeln mit dem Betreiber, um die Daten der freien Plätze zu erhalten", berichtete Stoll. Die Gespräche seien noch nicht abgeschlossen. Zentrale Frage sei: Wie lässt sich ein Missbrauch der Daten aus den Parkhäusern verhindern, da sie Aufschluss über die Auslastung der Parkhäuser geben?
Die Betriebskosten des Leitsystems, das frühestens 2006 in Betrieb gehen soll, betragen 60000 Euro pro Jahr. Davon sollen die Parkhausbetreiber drei Viertel tragen. Die Stadt wäre für den Rest zuständig. Die Betreiber bezahlten mehr, weil sie am meisten profitieren, erläuterte Wenzel. Sein Magistratskollege Klaus Feuchtinger, der ebenfalls zur Pressekonferenz gekommen war, widersprach: "Welches Interesse sollte der Betreiber haben, sich am Parkleitsystem zu beteiligen?" Die Parkhäuser seien leicht zu finden. "Man fährt die Rheinstraëe entlang in zwei schwarze Löcher. Eines davon geht zu den Tiefgaragen." Feuchtinger kritisierte zudem die Höhe der notwendigen Investition. Den offenkundigen Dissens überging Wenzel routiniert. Es liege ein Konzept für ein Parkleitsystem vor, über das die zuständigen politischen Gremien nun diskutieren würden. Er selbst habe ebenfalls einige kritische Fragen. Aus seiner Sicht sollten die Parkhausbetreiber einen noch größeren Anteil der Betriebskosten übernehmen. Das Parkleitsystem sei ein Teil des Verkehrsmanagements für Darmstadt, das die Stadt zur Verbesserung des Verkehrsflusses aufbauen wolle. Wenzel räumte ein: "Fachleute warnen vor all zu hohen Ansprüchen an das Leitsystem. Es wird dennoch Staus geben."