Odenwaldbahn: Gegen die Platznot in den Fahrzeugen allerdings ist keine Abhilfe in Sicht – RMV beruft sich auf Forschungsbedarf
Aus den Erfahrungen der ersten Betriebswochen der Odenwaldbahn leiten Odenwald-Regional-Gesellschaft (Oreg), Darmstadt-Dieburger Nahverkehrs-Organisation (Dadina) und Kreisverkehrsgesellschaft Offenbach den dringenden Bedarf zum Nachbessern ab. Wie die lokalen Verkehrsträger mitteilen, haben sie dies Vertretern des Rhein-Main-Verkehrsverbunds (RMV), der DB Netz AG und der Vias GmbH als Betreiber des Schienenverkehrs nun in einem Gespräch in Michelstadt signalisiert. Eingeschaltet hat sich dabei – zeitweise mit persönlicher Anwesenheit – auch der Landrat des Odenwaldkreises, Horst Schnur, und der Intervention damit Nachdruck verliehen. Dabei beruht sein unmittelbares Interesse auch auf der persönlichen Beteiligung an den Entscheidungen, die jene Strukturen herbeigeführt haben, auf denen sich die Odenwaldbahn seit 11. Dezember bewegt.
Die Organisationen stützten sich dabei auf eine Mängelliste aus den zahlreichen Fahrgast-Beschwerden, die in den vergangenen Tagen bei Mobilitätszentren und anderen Anlaufstellen des Öffentlichen Nahverkehrs eingegangen sind.
Nach Angaben der Oreg haben RMV, Bahn und Vias den Kunden dabei in vielen Fragen Hoffnung auf Besserung gemacht – nicht aber bei den Zugkapazitäten. Wie die Verkehrsträger einräumen, handelt es sich bei den Klagen über Platznot um den zentralen Kritikpunkt an der neuen Odenwaldbahn.
Fast jede zweite Beschwerde gilt demnach dem Umstand, dass die vom RMV für die Hauptverkehrszeit bestellten Züge selbst im Zweier-Gespann nicht ausreichen und Fahrgäste stehen müssen. Dem Wunsch nach kurzfristiger Abhilfe indes erteilte der RMV gegenüber der Oreg eine Absage: Aus den derzeitigen Fahrzeugumläufen heraus könnten keine Dreifachtraktionen gebildet werden. Im Klartext bedeutet dies nichts anderes als die Bestätigung, dass die 22 gekauften Itinos für eine entsprechende Bestückung nicht ausreichen. Auf diese Aussage zog sich der RMV auch in der Bedarfsfrage zurück: Für die zweite Januarhälfte kündigten seine Repräsentanten detaillierte Querschnittserhebungen an, auf deren Grundlage dann Möglichkeiten zur Verbesserung geprüft werden sollen.
Mit Hinweisen auf Verspätungen und Informationsmängel konfrontiert, erklärten Vertreter von Vias und DB Netz, dass beim Zusammenspiel von Fahrdienstleitung und Betriebsleitstelle Routine unverzichtbar sei. Diese müsse sich erst entwickeln, werde sich aber kurzfristig einstellen, prognostizierte Herbert Häner von Vias. Das Privatunternehmen habe zwar vor Betriebsaufnahme umfangreiche Testfahrten unternommen; ein Probebetrieb für das Zusammenwirken aller Beteiligten sei aber nicht möglich gewesen. So müssten Mängel im seit zweieinhalb Wochen laufenden realen Betriebsgeschehen erkannt, analysiert und soweit als möglich abgestellt werden.
Erstmals eingeräumt werden mit dem Bericht aus der Besprechung auch Mängel an den durchweg neuen Fahrzeugen. „Meistens sind diese Schäden relativ harmlos und können im normalen Wartungsintervall beseitigt werden. Aber es ist auch schon zu Fahrzeugausfällen gekommen, auf die die Betriebsleitstelle von Vias kurzfristig reagiert hat“, heißt es in der Oreg-Mitteilung. Wie weiter aus ihr hervorgeht, sind zurzeit 14 Servicetechniker von Itino-Hersteller Bombardier in Michelstadt stationiert, um die einwandfreie Funktion der Triebwagen zu gewährleisten. Als eine weitere und wichtige Komponente für einen reibungslosen Betrieb nannte Vias-Geschäftsführer Häner die Leistung der Triebfahrzeugführer. Meist neu ausgebildet, agierten sie zurzeit mit einer besonderen Vorsicht. Auch hier werde sich aber in wenigen Wochen Routine einstellen, ist sich der Geschäftsführer sicher.
Als Vertreter von DB Netz betonte Frank Schüler (Regionalnetz Odenwald), dass der Betrieb auf der Odenwaldbahn nach den eisenbahnrechtlichen Bestimmungen sicher erfolge; dazu trage auch das umsichtige Verhalten der Triebfahrzeugführer bei. Dass es zu keinen sicherheitsrelevanten Verstößen kommt, überwacht laut DB Netz im Übrigen die Eisenbahnaufsicht des Eisenbahn-Bundesamtes.
Als wesentlichen ungeklärten Punkt sprachen die Oreg-Vertreter den Bedarf nach sicherer Kommunikation zwischen allen Beteiligten und daraus folgend verlässlicher Information für den Fahrgast vor Ort an: Verspätungen, Zugausfälle, Folgeverbindungen und Schienenersatzverkehre müssten umgehend bekannt gemacht werden. Der Fahrgast dürfe nicht hilflos zwischen den Bahnsteigen umherirren oder gar durch die Ansage von Zügen fehlgeleitet werden, die dann gar nicht kämen.
„Die Kommunikationskette muss absolut stabil und zuverlässig sein“, lautet eine Kernforderung der lokalen Verkehrsträger, die versprechen, in allen Belangen der Kunden aufmerksam zu bleiben und bei RMV wie Betreiber nachzuhaken.