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25.08.2005

Quelle:Frankfurter Rundschau

Stadt betankt ihre Fahrzeuge künftig mit Bio-Kraftstoff

Nachrüstung mit Rußfiltern wäre teurer geworden als Umstellung auf Plantanol / Erste Versuche sind ohne Störungen verlaufen

Die Stadt will 123 Dieselfahrzeuge ihres Fuhrparkes auf den Pflanzentreib- und Schmierstoff Plantanol umstellen. Ein Testlauf von Technischer Universität, EAD und dem Weiterstädter Hersteller zeigt, dass der biogene Stoff weniger Rußpartikel produziert als Diesel und effektiver ist als Filter.

Je nach Motorendrehzahl entstehen bei dem Treib- und Schmierstoff Plantanol bis zu 60 Prozent weniger Rußpartikel als bei einem Dieselkraftstoff. "Ein Rußfilter reduziert den Ausstoß um 30 bis 40 Prozent", nennt Felix Kusicka, beim städtischen Fuhrpark für die Technik zuständig, Vergleichswerte. Plantanol ist ein biogener Kraftstoff auf Pflanzenölbasis. Als Treibstoff werden Zweidrittel Plantanol einem Drittel Diesel beigemischt. Hersteller ist die Weiterstädter Firma Runkel.

Testlauf wissenschaftlich begleitet

2004 hat der Eigenbetrieb Abfallwirtschaft und Stadtreinigung (EAD) erstmals Kontakt zur Technischen Universität aufgenommen und nach Möglichkeiten der Schadstoffreduzierung gefragt. Der Fuhrpark von Stadt und EAD umfasst immerhin 226 Dieselfahrzeuge. Der Testlauf von TUD, EAD und der Weiterstädter Firma, dessen Ergebnis gestern in einer Pressekonferenz der Stadt vorgestellt wurde, ist Bestandteil einer Diplomarbeit des Studienfaches Maschinenbau, Fachbereich Verbrennungskraftmaschinen, bei Professor Hohenberg.

Zugeschnitten war die Untersuchung auf den Fuhrpark des EAD, sagt dessen Betriebsleiterin Sabine Kleindiek. Der reicht vom normalen PKW über Lastwagen, Kehrmaschinen, Müllfahrzeug bis zu Schwerlastgeräten unterschiedlichen Alters sowie unterschiedlicher Einsatzhäufigkeit und Belastung. "Die Nachrüstung mit Rußfilter ist nicht immer möglich und sinnvoll", sagt Kleindiek. Sie wäre mit 1,56 Millionen Euro auch sehr teuer geworden. Die Umstellung auf Plantanol kostet den EAD dagegen nur rund 50 000 Euro und die Stadt rund 46 000 Euro.

Derzeit testet der EAD den neuen Biostoff bereits bei mehreren Fahrzeugen - bislang ohne Störungen. Noch geklärt werden muss die Frage, ob mit Plantanol auch der Treibstoffverbrauch sinkt. Aber auch ein Nachteil hat sich herausgestellt. Bei der Verbrennung entstehen mehr Stickoxide als bei Diesel. Inwieweit der Vorteil der Partikelreduktion durch den erhöhten Nox-Ausstoß aufzehrt wird, müsse geprüft werden, kommentieren die TUD-Wissenschaftler.

Mut zum Experiment

Die Stadt setzt auf Plantanol. Der Magistrat befasste sich gestern mit einer Vorlage, wonach 123 Dieselfahrzeuge des städtischen und EAD Fuhrparks auf den Pflanzenstoff umgestellt werden sollen. Ökodezernent Klaus Feuchtinger (Grüne) ist von der Richtigkeit überzeugt und lobt den "Mut zu Experimenten". "Bei der Feinstaub-Debatte gibt es nicht den großen Wurf", glaubt Feuchtinger. Es sei daher wichtig auf "viele kleine Mosaiksteinchen" zu setzen, um die Luft zu verbessern.

Die Stadt kehrt vor der eigenen Haustüre. "Und das nicht erst seit Beginn der Feinstaubdebatte", sagt Feuchtinger. Er nennt den Einsatz umweltfreundlicher Bio-Hydrauliköl seit Mitte der 80er Jahre. Seit 1998 fährt die Stadt mit drei Erdgas- und drei Elektroautos, Biodiesel aus Rapsöl wird seit 2001 in 35 Fahrzeugen verwendet und von 1992 bis 1998 nahmen Fahrzeuge des EAD an einem Rußfilter-Großversuch des Umweltbundesamtes teil. Die Stadt hat bei der Heag auf die Umrüstung ihrer Busse gedrängt und aktuell fahren 29 Busse mit Rußfilter durch die City. Feuchtingers Dienstwagen ist übrigens das Drei-Liter-Auto "Lupo", das mit Biodiesel fährt.

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